Kieler Stadtkloster: Offen für Menschlichkeit

Kieler Stadtkloster: Offen für Menschlichkeit

Ausbildung beim Kieler Stadtkloster

Der Pflegeberuf sei einer der schönsten überhaupt, behauptet die Stiftung Kieler Stadtkloster, zu der insgesamt neun Seniorenzentren mit verschiedensten Wohnformen in Kiel und dem Kreis Plön (Heikendorf) gehören. Das Motto der Stiftung lautet „Helfen macht glücklich“. Denn: Wer hier arbeitet, sorgt ganz direkt und persönlich dafür, dass es anderen gut geht. Für die insgesamt 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das ein schöner Antrieb.

Für Auszubildende in der Pflege sind daher Lebensfreude, Tatkraft, Feingefühl und Geduld gefragt. „Wenn wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen wollen, fragen wir zunächst nach ihren Qualitäten und dann erst nach ihrer Qualifikation.“ Das Konzept der Zentralen Praxisanleitung für Azubis kommt an. Trotz der Corona-Krise hat das Kieler Stadtkloster nach Auskunft von Kerstin Schwertfeger, Leiterin im Pflegemanagement der Stiftung, mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Derzeit erlernen 46 Menschen bei der Stiftung Kieler Stadtkloster verschiedenen Pflegeberufe, darunter auch Saskia Gilde und Nicole Förste.

Wenn wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen wollen, fragen wir zunächst nach ihren Qualitäten und dann erst nach ihrer Qualifikation

Azubine Saskia

Saskia, 20

im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei der Stiftung Kieler Stadtkloster im Seniorenzentrum Kurt-Engert-Haus (Kiel-Holtenau)

„Ich habe bereits während meiner Schulzeit vor dem Abitur als Präsenzkraft im Kurt-Engert-Haus viele positive Erfahrungen in der Altenpflege sammeln können und die Atmosphäre im Team immer als sehr gut empfunden. Zuvor hatte ich mich nach der Realschule und einem Bundesfreiwilligendienst in einem Altenheim zunächst gegen einen Pflegeberuf entschieden und die Fachhochschulreife mit einer Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin gekoppelt. Nach dem Abi musste ich mich aber zwischen den gestalterischen und sozialen Interessen entscheiden.

Am Ende war mir die Arbeit mit Menschen wichtiger, denn sie ist einfach erfüllend aufgrund der Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird. Oft sind es gerade die kleinen Gesten über die ich mich freue, aber auch, wenn ich sehe, dass es jemandem wieder besser geht. Außerdem brauche ich Bewegung und kann nicht den ganzen Tag still am Schreibtisch sitzen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben neben der allgemeinen Grundpflege und dem Ausführen von ärztlichen Anordnungen ist das Erhalten und Erweitern von motorischen Ressourcen. Dabei motivieren wir die älteren Menschen. In unserem Haus gibt es eine 104-Jährige, die noch auf den Heimtrainer geht. Das finde ich bewundernswert.

Die Arbeit mit Menschen ist einfach erfüllend aufgrund der Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird. Oft sind es gerade die kleinen Gesten über die ich mich freue, aber auch wenn ich sehe, dass es jemandem wieder besser geht.

Unsere Aufgaben sind vielfältig und ich glaube, es ist schwer, als Pflegefachfrau arbeitslos zu werden. Mein gestalterisches Interesse, das Zeichnen, kann ich in den Beruf einbringen. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten der Weiterbildung, etwa als Praxisanleiter, Wohnbereichs- oder Einrichtungsleiter. Das wichtigste, was ich in diesem Beruf brauche, ist Empathie und Offenheit. Das Sterben sowie der Tod lösen bei mir keine Berührungsängste aus. Viel schlimmer als den Tod selbst finde ich, wenn Menschen, für die es an der Zeit ist und die sterben wollen, einfach nicht gehen können.“

Stadtkloster Azubine Nicole

 

Nicole, 46

im 1. Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau bei der Stiftung Kieler Stadtkloster im Andreas-Gayk-Haus in Kiel

„Ich habe mir mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau meinen großen Traum erfüllt. Seitdem ich 2009 als Pflegehelferin die Basics kennengelernt habe, bin ich begeistert. Ich habe auch in einige andere Berufe reingeschnuppert, aber ein Praktikum in der Pflege hat mir damals gezeigt, wie viel Spaß mir die Arbeit mit älteren Menschen macht. Weil ich kleine Kinder hatte, kam die große Ausbildung für mich lange Zeit nicht in Frage. Jetzt endlich ist es soweit, und ich blühe richtig auf, denn die Menschen in der Einrichtung und auch die Angehörigen sind so dankbar für unsere Hilfe.

Weil ich kleine Kinder hatte, kam die große Ausbildung für mich lange Zeit nicht in Frage. Jetzt endlich ist es soweit, und ich blühe richtig auf, denn die Menschen in der Einrichtung und auch die Angehörigen sind so dankbar für unsere Hilfe.

Ich möchte gerne eine gute Pflegefachfrau sein und mich jeden Tag aufs Neue auf die Arbeit mit den Bewohnern freuen, die ich wasche, an- und auskleide, im Bett positioniere und denen ich das Essen anreiche. Bei der Stiftung Kieler Stadtkloster fühle ich mich pudelwohl, auch mit dem gesamten Team, und habe selten mal einen schlechten Tag.

Gestresst oder belastet fühle ich mich nie, selbst wenn mal etwas mehr zu tun ist. Dabei ist es für mich ein wichtiger Lernprozess, bei der Arbeit mit den Menschen auch die Distanz zu wahren und nicht alles zu nah an mich heranzulassen. Zuhause genieße ich daher den Ausgleich mit unserem Familienhund. Freunde staunen oft, dass ich mit 46 Jahren noch eine Ausbildung absolviere. Aber das ist für mich überhaupt kein Thema, denn Pflegefachfrau ist mein größter Berufswunsch. Das wichtigste, was ich dafür tagtäglich brauche, sind Offenheit und Kommunikationsfreude.“

 

TEXT Nadine Schättler
FOTOS Christina Kloodt