Karrierespuren ermittelt

Karrierespuren ermittelt

Duales Studium bei der Kriminalpolizei

Zurzeit ermitteln 45 ARD-Tatort-Kommissare in Deutschlands Fernseh-Unterwelt, davon 29 Männer und 16 Frauen. Dieses Verhältnis entspricht auch ungefähr der Realität: 152 Kriminalkommissare und 79 Kommissarinnen üben zurzeit ihren Dienst in Schleswig-Holstein aus.

Katherina Schmidt ist 26 Jahre alt und hat ein Ziel: Sie möchte Kommissarin bei der schleswig-holsteinischen Kriminalpolizei werden. Nach ihrem Abitur verbrachte sie zunächst ein Jahr au pair in London, anschließend studierte sie Europäisches und Internationales Recht in Bremen. Sie ist ehrgeizig. Aber so richtig glücklich war sie erst mit der Entscheidung, in den Polizeidienst einzutreten. Katherina ist nun im dritten Studienjahr an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Kiel-Altenholz und steht kurz vor ihrem Abschluss Bachelor of Arts, Voraussetzung für die Laufbahngruppe 2 / 1. Einstiegsamt (gehobener Dienst).

In Altenholz absolvieren momentan 307 Kommissaranwärter/-innen ein duales Studium, verteilt auf alle 3 Studienjahre. „Die Anzahl der Ausbildungsplätze wird in den nächsten Jahren noch steigen“, bestätigt Rüdiger Schwarz, Sachbereichsleiter Öffentlichkeitsarbeit der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin, „denn die Folgen der Pensionierungswelle sind gewaltig.“

Wer Kriminalkommissar/-in werden will, benötigt Abitur (Mindestnote 2,8) oder eine Studienbefähigung (z.B. Meisterbrief) oder eine 4-jährige Bundeswehrzeit. Wer unter Asthma oder schweren Allergien leidet, kann ebenso wenig in den Polizeidienst eintreten wie Personen mit Augen-, Wirbelsäulen- oder psychosomatischen Erkrankungen, Übergewicht oder sichtbaren Tätowierungen an Gesicht und Händen. Wer die Kriterien erfüllt, hat es fast geschafft … nur noch die Mindestgröße von 1,65 m für Männer und 1,60 m für Frauen will erfüllt sein und ein Schwimm-Nachweis muss vorgelegt werden. Man darf nicht vorbestraft sein und sollte im Besitz des Führerscheins, Klasse B sein (oder sich verpflichten, diesen während des Studiums zu erlangen). Und jetzt nur noch den Einstellungstest bestehen, der aus Sprach- und Bildungstest, Diktat, Intelligenztest, Sportprüfung, Kurzreferat, mündlicher Prüfung und polizeiärztlicher Untersuchung besteht. Geschafft!

Sind die Voraussetzungen erfüllt, erwartet die Anwärter/-innen eine attraktive Ausbildung im Rahmen eines dualen Studiums. Ein großer Vorteil: Vom ersten Tag an wird das Studium vergütet. Der Status ist nicht studentisch, sondern Beamter/Beamtin auf Widerruf. „Unsere Dozenten sind sowohl Hochschullehrer als auch Lehrbeauftragte aus der Praxis. Der Praxisbezug ist hoch, das macht den Unterricht spannend und anschaulich“, meint Jens-Peter Geuther, Leiter der Stabsstelle – Fachbereich Polizei in Altenholz. Das bestätigt auch Katherina, während sie bei einer kriminaltechnischen Übung eine Geldkassette mit Spurensicherungspulver bestäubt. „Das Studium ist vielseitig. Neben ausführlicher Rechtslehre, Kriminaltechnik, Kriminologie, Ethik, Psychologie, Methodik, Gesprächstechnik gibt es natürlich viel Sport, u.a. auch SV (Selbstverteidigung)“, berichtet Katherina. „Auch das halbjährige Praktikum auf der Dienststelle ist unglaublich spannend. Dort mussten wir nicht etwa Kaffee kochen, sondern waren sofort integriert und haben an echten Fällen mitgearbeitet!“

Tipps für Bewerber und Bewerberinnen? „Ein gesundes Selbstbewusstsein haben und offen gegenüber Menschen sein“, fasst Katherina ihre Tipps zusammen. Und ihr Mentor ergänzt: „Man muss Menschen mögen, um mit Menschen zu arbeiten!“

Katherinas Ziel ist nicht der ARD-Tatort, sondern der reale Polizeidienst. Und bei ihrem guten Notenschnitt ist es sehr wahrscheinlich, dass sie dieses Ziel erreichen wird. Sie wird dann Kommissarin bei der Kriminalpolizei Schleswig-Holstein sein.

TEXT Christian Dorbrand
FOTO Michael Drapa

Dieser Beitrag stammt aus der Sonderveröffentlichung zur Dualen Ausbildung EINBLICK
in Schleswig-Holstein. Das gesamte Magazin gibt es hier.