Fettes Brot

Fettes Brot

Eine illustrierte Krone.

Die Band „Fettes Brot” steht für gute Laune, witzige Texte und tanzbare Beats. Ihre Lieder „Jein”, „Emanuela”, „Schwule Mädchen”, „Bettina, zieh dir bitte etwas an!” und „Nordisch by Nature” gehören zum Standardrepertoire auf Schulparties in ganz Deutschland. Die drei „Brote“ Doktor Renz (alias Martin Vandreier), Björn Beton („Schiffmeister“) und König Boris (alias Boris Lauterbach) kommen aus dem Nordwesten Hamburgs, aus den Vorstädten Halstenbek, Schenefeld und Pinneberg. König Boris ist aber im Hamburger Stadtteil Stellingen zur Schule gegangen, auf die Stadtteilschule Stellingen, die sog. „Schule am Wasserturm“.

Die Geschichte der Berufsjugendlichen von „Fettes Brot“ beginnt Anfang der 1990er-Jahre, als die Hip-Hop-Welle aus Amerika über den Atlantik bis nach Norddeutschland schwappt und Doktor Renz, Schiffmeister und König Boris infiziert. Die drei Jungs lieben die Rapper von NWA und Public Enemy und gründen 1992 in einem engen und stickigen Proberaum in Pinneberg ihre eigene Band, „Fettes Brot“ (die Band sollte ursprünglich „Boris & The Callboys“ heißen). Anders als viele ihrer Altersgenossen rappen die drei Musiker nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch. Sie vermischen die Musik der amerikanischen Großstädte mit norddeutscher Ironie und Geschichten aus ihrem Alltag als Jugendliche, die während der Woche die Schulbank drücken und am Wochenende mit der S-Bahn nach St. Pauli fahren und dort bis in die Puppen tanzen und trinken.

Heraus kommt dabei einer ihrer größten Hits: die Hamburg-Hymne „Nordisch by Nature“, in der sie gemeinsam mit Jan Delay und Das Bo das Hamburger Nachtleben, die Schiffe, den Hafen, kühles Bier und Fischfrikadellen besingen. Gedreht wird das Video zu dem Hit auf einem Parkhaus in der Hamburger Innenstadt. Als alle Bilder im Kasten sind, fährt König Boris in dem alten VW Jetta seiner Mutter die Parkhausschranke kaputt, erzählt dem Pförtner aber, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht: „Unsere Techniker regeln das schon gleich.“ König Boris ist bei „Fettes Brot“ der Mann für die kleinen Missgeschicke. Er selbst bezeichnet es als den entscheidenden Moment in seiner Karriere, als er eines Tages von der Bühne in das Publikum sprang und dabei übersah, dass es sich bei der Gruppe Menschen, in die er hechtete, nicht um großgewachsene männliche Fans handelte, sondern um kleine Schulmädchen.

„Eine gute Party braucht,“ so König Boris, „eine bestimmte Mischung aus Leuten, Musik, Location und Faktor X.“

Drei Männer rauchen Zigarre in einer Menschenmenge.Das Vergnügungsviertel St. Pauli, das Ausflugsziel ihrer Jugend, ist mittlerweile das Zuhause von Fettes Brot geworden. Dort liegt ihr Studio, das nach dem spanischen Schnulzensänger Julio Iglesias benannte „Studio Iglesias“. Dort treffen sich Schiffmeister, Doktor Renz und König Boris unter der Woche zu festen Zeiten. „Wir arbeiten immer seltener nachts,“ erzählt König Boris. „Wir treffen uns meistens um zehn oder zwölf und arbeiten bis fünf oder sieben. Und gehen dann nach Hause.“ Am Wochenende besuchen sie Heimspiele des FC St. Pauli (für den sie zusammen mit Bela B. von den Ärzten die Hymne „Fußball ist immer noch wichtig“ geschrieben haben), geben Benefizkonzerte vor dem autonomen Zentrum Rote Flora oder ziehen einfach um die Häuser und machen eine Kneipentour.

Die Drei haben selbst mit Anfang 40 das Feiern nicht verlernt. „Natürlich trennen uns Welten von einem 17-Jährigen, aber irgendwie auch nicht,“ meint König Boris. „Klar, die Jugendlichen heute saufen Wodka um die Wette, bei uns war es halt Apfelkorn. Wein und Bier geht noch, aber wenn Schnäpse ins Spiel kommen, tut es lange weh.“ Mit dem Feiern kennt sich König Boris genau aus. „Eine gute Party braucht,“ so König Boris, „eine bestimmte Mischung aus Leuten, Musik, Location und Faktor X.“ Mit dem Faktor X meint König Boris diese spezielle Magie in der Luft am besonderen Abend, wenn alles besonders toll ist, ohne dass man genau sagen kann, woran es genau liegt.

Ende Dezember 2013 hatten Fettes Brot wieder einmal ein Heimspiel in ihrem „Wohnzimmer“, der O2 World in Stellingen, und haben gezeigt, wie man mit 12.000 Leuten eine magische Riesenparty feiert, bei der die ganze Halle nach wenigen Minuten mitsingt und tanzt. Ein einmaliges Erlebnis.

Text Slaven Marinovic
Foto Jens Herrndorff

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