Fechtgemeinschaft Segeberg: Die Jugend lässt die Degen blitzen

Fechtgemeinschaft Segeberg: Die Jugend lässt die Degen blitzen

Nachwuchssportler der Fechtgemeinschaft Segeberg messen sich mit den Besten in Deutschland

Fechten kann schon jedes Kind: Wer schon mal einen Holzstock vom Wald- boden aufgehoben hat, beginnt un- willkürlich, sich mit dem Kumpel zu „duellieren“. Ziemlich cool machten das die Drei Musketiere im Fernsehen vor. Wie moderne Wettkämpfe aussehen, zeigen die Nachwuchssportler der Fechtgemeinschaft Segeberg (FGSE): Sie holen reihenweise Spitzenplätze „auf der Planche“.

Überaus konzentriert agieren die beiden Fechter in ihrer typischen weißen Montur und der Drahtmaske auf der Planche – so heißt die 14 Meter lange Fechtbahn. Sie sind immer in Bewegung und ständig darauf bedacht, die Aktionen des Gegners zu erkennen und einen eigenen Treffer mit dem Degen oder dem Florett zu setzen. Es kommt auf Sekundenbruchteile an, und die elektronische Trefferanzeige ist unbestechlich. „An einem guten Tag fühlt sich ein Gefecht richtig erhebend an. Du weißt genau, was der Gegner plant und kannst darauf intuitiv reagieren. Es ist, als wenn die Zeit still steht“, beschreibt Arne Richter eine Wettkampfsituation.
Der 20-jährige Segeberger weiß, wovon er spricht: Der Deutsche Junioren-Vizemeister am Degen steht auf der Fechtbahn, seit er acht Jahre alt ist. Der beste Sportler der FGSE gilt als große Hoffnung im deutschen Fechtsport und ist gerade dabei, sich für den Bundeskader zu empfehlen. „Dieser Sport ist faszinierend, weil Sieg und Niederlage immer dicht beieinander liegen. Wenn du nicht hundertprozentig trainiert und konzentriert bist, kannst du auch gegen einen schlechteren Gegner verlieren. Aber das motiviert dich gerade für deinen nächsten Kampf“, erzählt Arne. Weil er in Norddeutschland mit Abstand der beste Nachwuchsfechter ist und hier keinen ebenbürtigen Gegner mehr hat, ist er nach Karlsruhe gezogen, wo er kürzlich sein Maschinenbaustudium begonnen hat. Dem Segeberger Club allerdings bleibt er weiterhin treu.
Wie man junge Leute für den Fechtsport begeistern kann, weiß die Fechtgemeinschaft Segeberg seit 22 Jahren: Sie ist 1992 gegründet worden und ehemalige Sportler aus dem Verein für Modernen Fünfkampf, die lieber vorrangig fechten wollten, haben sich sehr schnell dem damals neuen Verein angeschlossen. Mitgründer Armin Stadter leitet die FGSE mit rund 60 Mitgliedern. In dieser Zeit hat sich der Verein mit einer modernen Trainingsstätte als erste Adresse im Fechtsport des Nordens empfohlen: Seit Kurzem wird die Zweifeldhalle am Seminarweg in Segeberg offiziell als Nachwuchsleistungszentrum des Deutschen Fechterbundes geführt. Auf acht Planchen können hier Sportler aller Altersklassen – von Schülern bis Senioren – Fechtsport unter hervorragenden Bedingungen betreiben. „Wir legen großen Wert auf ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt der Vereinsvorsitzende, der mit neun Trainern eine Rundumbetreuung gewährleistet. „Angriff eins – Hepp! Angriff zwei – Hepp“, ruft Armin Stadter durch die Halle. So klingt es bei den Anfängerkursen für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren, die bei den Übungen ganz schön ins Schwitzen kommen. Die Newcomer lernen schon einiges über die Grundlagen der Fechtkunst, machen Aufwärmübungen und kleine Spiele. Auch die Ausrüstung und die Regeln des traditionsreichen Sports sind Teil des Anfängerkurses. „Einige ließen sich durch Olympia im Fernsehen begeistern, aber auch bei Star Wars wird natürlich viel gefochten“, meint Nachwuchstrainerin Carolin Möck mit einem Augenzwinkern. Ob diese Motivation für lang anhaltende Begeisterung auf der Planche sorgen kann? Die Aktiven der FGSE geben ihr Bestes – dank eines freundschaftlichen Umgangs, der Freude an der Bewegung und dem Spaß am Zweikampf. Der besonders talentierte Nachwuchs bekommt in kleinen Gruppen oder im Einzelunterricht zusätzliche Trainingsimpulse. „Außerdem schulen wir die Eltern bei Interesse zu Kampfrichtern. So gewinnen wir die Erwachsenen, die sich mit dem Sport ihrer Kinder voll identifizieren können“, sagt der FGSE-Chef.
Große sportliche Erfolge geben dem kleinen Verein mit dem großen Engagement Recht: Der erste Landesmeistertitel ging bereits 1995 an die Mannschaft um Armin Stadter, Wolf-Gunter Richter, Axel Bieler und Heiner Jürgens. Landestitel holte die Degenhochburg Bad Segeberg seitdem serienweise. Stephanie Suhrbier stand 2008 als Deutsche A-Jugend-Meisterin ganz oben auf dem Treppchen, und Melanie Feistauer holte 2006 die Deutsche Vizemeisterschaft der Juniorinnen. Die Bronzemedaille gewann im Dezember 2013 das Segeberger Juniorenteam mit Kilian Stadter, Henning Kelpe, Arne Richter und Ersatzfechter Eric Wolter bei den Deutschen Meisterschaften. Kilian Stadter stand 2012 im Finale des europäischen Kadettenranglistenturniers in Kopenhagen. Zu den besonders talentierten Degen-Mädchen gehört die 16-jährige Ann-Kathrein Müller Bergh, die bei internationalen Turnieren in Österreich, Schweden und Frankreich bereits hervorragend abschneidet. Wer es den Nachwuchsfechtern nachmachen will, sollte den Rat des Deutschen Vizemeisters Arne Richter beherzigen: „Ruhig auf den Fechtsport einlassen und dabei Spaß haben! Wenn dann noch der Erfolg dazukommen soll, heißt es: trainieren, trainieren, trainieren!“

Stephanie Suhrbier

Stephanie Suhrbier fechtet in Bad Segeberg

TEXT Joachim Welding
FOTOS Christian Detloff