So wirst du Bauzeichner: Basics an der Platte

So wirst du Bauzeichner: Basics an der Platte

Im Rathaus von Heide bildet Rainer Otto Bauzeichner aus – von der Pike an

Ulf Stecher könnte sich gut vorstellen, ein neues Rathaus für seine Stadt zu bauen. Rainer Otto dagegen würde eines seiner Lieblingsgebäude lieber sanieren. Er ist für das Gebäudemanagement zuständig. Und wenn er sich nicht gerade mit den Gebäuden beschäftigt, sorgt er dafür, dass seine Azubis lernen, vernünftig zu zeichnen – er ist nämlich auch Ausbilder der Bauzeichner.

Am Anfang steht ISIS auf dem Programm. Die alte Dame aus den 1930er-Jahren hat im Alltag längst ausgedient, aber wenn ein neuer Azubi seine Ausbildung beginnt, wird sie ins Leben zurückgerufen. ISIS ist ein Zeichentisch: „Wenn man nicht weiß, wie man mit der Hand zeichnet, fehlt oft die räumliche Vorstellungskraft“, erklärt Rainer Otto. „Natürlich arbeiten wir sonst am Computer, aber das Rüstzeug lernen sie noch per Hand – das ist ganz wichtig und macht für sie vieles verständlicher.“

So erging es auch Jacqueline Matz, die gerade frisch ausgelernt hat. Sie sollte am Zeichentisch, per Hand, zwei ineinanderlaufende plastische Körper konstruieren, eine sogenannte Durchdringung: „Ich fand das schon merkwürdig, aber man kann sich später wirklich viele Dinge besser vorstellen“, erzählt sie. Jacqueline hat schon immer gerne gezeichnet, die Wahl eines kreativen Berufs war ein Muss. Die Voraussetzungen sind gute Noten in Mathe und Physik: „Sonst bekommt man in der Berufsschule Probleme. Schreiben sollte man auch können. Pläne werden beschriftet und gehen durch viele Hände. Fehler auf der Zeichnung – das geht gar nicht!“

Das Arbeitsspektrum ist umfangreich. Die über 100 Gebäude der Stadt müssen in Schuss gehalten werden. Für Reparaturen, Sanierun- gen oder Umbaumaßnahmen sind natürlich auch immer Pläne erforderlich, mit denen die Handwerker arbeiten können: „Wir haben zum Beispiel 2005 für zwei Millionen Euro unseren Wasserturm saniert. Das war eine große Herausforderung“, erzählt Rainer Otto. Aber der Gebäudemanager hat auch ein Faible für das Rathaus: „Mit seiner Skelettbauweise hat es einfach etwas. Man könnte es ‚völlig nackig machen‘ und dann wieder aufbauen“, stellt er sich die Arbeit an einem seiner Lieblingsgebäude vor.

Eine große Aufgabe der Bauzeichner wird in den nächsten Jahren die Digitalisierung der alten Transparentpläne sein, denn das Berufsbild hat sich geändert und es geht nichts mehr ohne CAD und 3D: „Die 3D-Konstruktion wird in den nächsten Jahren Ausbildungsinhalt werden“, prognostiziert Rainer Otto, der übrigens auch im Prüfungsausschuss tätig ist.

Um ein Gefühl für die am Bau beteiligten Handwerke zu bekommen, müssen die Azubis einen Zimmerer- und einen Maurerlehrgang absolvieren: „Sie sollen ein Feeling für die Baustoffe bekommen und auch schon mal eine Pfette in der Hand gehalten haben, wenn sie diese später in einem Plan zeichnen. Ganz nebenbei lernen sie die Arbeit der Handwerker zu schätzen“, schmunzelt der Ausbilder.

Bauzeichner bei der Stadt zu sein bedeutet, mit ganz unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen konfrontiert zu werden. Man hat mit Einfamilienhäusern genauso zu tun wie mit großen Schulgebäuden. Kein Objekt gleicht dem anderen – und genau das bringt Spaß!

Form und Funktion

Bei allem was in der Stadt geplant wird, sind natürlich die Stadtplaner beteiligt. Georg Jahnsen ist seit Kurzem ‚Fachbereichsleiter Bau und Planung‘ bei der Stadt Heide. Nach Stationen in Mumbai und Mozambique profitiert nun Heide von seiner international geprägten Erfahrung. Er freut sich über neue Aufgaben und ist nach Jahren des Reisens in Dithmarschen angekommen. Was ihn in seiner neuen Position am meisten begeistert, ist sein Team: „Stadtplaner müssen Form und Funktionalität in Einklang bringen. Da ist Kreativität gefragt. Wir sind hier ein super Team, dass vor Ideen sprudelt und einfach perfekt zusammenpasst!“ Es gibt also noch einiges zu erwarten in Heide.

Text Claudia Kleimann-Balke
Foto Tim Riediger