Michael Naunapper von der „Praxis für Gesundheit – Physiotherapie Naunapper“ in Husum bildet zum ersten Mal zwei Bürokauffrauen in Teilzeit aus.
Raina Bossert: Wie sind Sie darauf gekommen in Teilzeit auszubilden?
Michael Naunapper: Anfangs wollte ich einen Vollzeitausbildungsplatz besetzen. Dann erhielt ich erstmals eine Bewerbung mit einer Anfrage nach einer Teilzeitausbildung. Das Modell sagte mir noch nichts. Als nächstes bewarb sich Larissa um den Ausbildungsplatz in Vollzeit, wies aber auf ihre zwei kleinen Kinder hin. Ich habe mit ihr gesprochen und erfahren, dass sie eigentlich lieber in Teilzeit starten würde. Nach ihrem Praktikum waren wir uns über die reduzierte Stundenzahl einig. Ich habe mich außerdem bei der IHK in Flensburg informiert und Teilzeit-Bewerbungen angefordert. Die Zusammenarbeit mit Martina Jekat klappte hervorragend. Dann erhielt ich Saskias Bewerbung und habe mich für sie entschieden.
Raina Bossert: Welche Vorteile bietet Ihnen die Teilzeitausbildung?
Michael Naunapper: Ich finde, Mütter haben einen ganz besonderen Schlag drauf – sie organisieren ja meistens einen Haushalt. Für mich ist es ein entspanntes Arbeiten, weil sie viele Dinge wahrnehmen, den Überblick haben, fit und engagiert sind. Außerdem habe ich bei einem Ausfall der einen Auszubildenden immer noch die andere vor Ort.
Raina Bossert: Warum, glauben Sie, hat sich das Modell insgesamt noch nicht etabliert?
Michael Naunapper: Ich habe eine zweijährige Tochter, meine Frau und ich arbeiten und ich weiß, wie gut man sich organisieren muss. Viele Unternehmer scheinen zu vergessen, wie es mit der Familienplanung bei ihnen einmal war. Vielleicht sehen sie auch das Risiko von unabsehbaren Ausfällen. Ich weiß jedoch, dass viele Mütter gerne arbeiten wollen und auch hart im Nehmen sind. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich mit Ausfällen umgehen kann und werde diese kompensieren, indem ich mich selbst mehr einbringe.
Larissa Hepp aus Viöl wollte nach der Schule erst eine Familie gründen und danach ins Berufsleben starten. Da die beiden Kinder der 23-Jährigen jetzt „aus dem Gröbsten“ sind, wagt sie den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt.
Raina Bossert: Woher kanntest Du das Ausbildungsmodell in Teilzeit?
Larissa Hepp: Ich habe beim Arbeitsamt nachgefragt und mich bei der IHK gemeldet, da gibt es das Projekt Ausbildung in Teilzeit. Dann habe ich viele Bewerbungen geschrieben und nur Absagen bekommen. Bei Herrn Naunapper konnte ich mich persönlich vorstellen und eine Woche reinschnuppern. Wir waren beide zufrieden und ich erhielt von ihm das Angebot, meine Ausbildung mit 25 Wochenstunden zu absolvieren.
Raina Bossert: Wie schaffst Du es, Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Larissa Hepp: Das gelingt nur, indem mein Partner und die Großeltern dabei unterstützen. Wir sind gut organisiert und ziehen alle an einem Strang. Ich werde mir auch die Zeit nehmen können, um mich intensiv auf die Schule vorzubereiten und zu lernen.
Raina Bossert: Welchen Wunsch hast Du, rückblickend auf Deine Bewerbungsphase?
Larissa Hepp: Ich wünsche mir, dass sich Betriebe darüber informieren, was es bedeutet,
in Teilzeit auszubilden und diese Plätze auch anzubieten. Ich denke, es ist in sehr vielen Bereichen möglich, das Modell umzusetzen. Ich freue mich riesig, dass es mit der Ausbildung bei Herrn Naunapper geklappt hat und ich bin hoch motiviert.
Saskia Ketelsen aus Husum hat bereits eine Ausbildung als Sozialpädagogische Assistentin abgeschlossen. Ihre beiden Töchter sind sieben und fünf Jahre alt. Nach längerer Kinderpause begab sie sich auf die Arbeitssuche.
Raina Bossert: Wie bist Du auf die Teilzeitausbildung gekommen?
Saskia Ketelsen: Meine Kinder sind das Wichtigste für mich, ich wollte aber auch etwas für mich tun und wieder arbeiten. Mit Kindern ist man nicht so flexibel und es war frustrierend für mich, nur Absagen zu bekommen. Ich habe dann die Ausbildung in Teilzeit bei Google eingegeben und was ich erfahren habe, war ideal für mich, so dass ich mich beworben habe.
Raina Bossert: Welchen Tipp hast Du für Bewerber?
Saskia Ketelsen: Man muss optimistisch bleiben, immer nach vorne schauen und darf
die Hoffnung nie aufgeben. Wer mit einem Lächeln für seine Ziele kämpft und an sich selbst glaubt, wird Erfolg haben.
Raina Bossert: Was wünschst Du Dir von den Betrieben?
Saskia Ketelsen: Ich wünsche mir, dass mehr Akzeptanz gezeigt wird und auf Mütter und Väter mit kleinen Kindern eingegangen wird. Familie, Kindergarten und Schule helfen, wo sie können. Da liegt es an den Arbeitgebern zu kooperieren. Meine Kinder freuen sich, dass es mit dem Ausbildungsplatz geklappt hat – und über mein Lachen.