Aktiv. Attraktiv. Anders.

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Am „Tag der Schulen“ in Stadum – Karriereberatung der Bundeswehr

Meist ist es ruhig in Stadum. Erst recht in der General-Thomsen-Kaserne beim EloKaBtl 911, Bataillon für Elektronische Kampfführung. Dort lauschen normalerweise rund 1.000 stationierte Soldatinnen und Soldaten nach elektronischen Feindsignalen, vermessen sie und dokumentieren die darin enthaltenen Nachrichten. Elektronische Kampfführung nennt man das in der Fachsprache. Am Tag der Schulen geht es in dem kleinen norddeutschen Ort allerdings etwas lauter zu.   

Es ist 08.30 Uhr. Die ersten Schulbusse erreichen die Kaserne. “Because I’m happy… clap along if you know, what happiness is to you”. Aus den Lautsprechern des blauen Info-Trucks ertönt der Mega-Hit von Pharell Williams in voller Lautstärke und verbreitet schon mal gute Stimmung auf dem Gelände. Am Tag der Schulen haben heute Schülerinnen und Schüler aus Bredstedt, Schleswig, Eckernförde, Handewitt, Schafflund, Ohrstedt und Viöl ausreichend Zeit, sich allgemein über das Jobangebot der Bundeswehr zu informieren und speziell über die Karriere in der elektronischen Aufklärung. Neben dem auffälligen Info-Truck gibt es noch weitere Stationen, an denen das militärische Fachpersonal einen Einblick in den Bundeswehralltag vermittelt und sich allen Schülerfragen stellt. Es locken u.a. eine Systemschau, Uniformen, die Ausbildungswerkstatt und der Einblick in das Leben im Feld. 

Eine Jugendliche steht vor einem Militärfahrzeug der Bundeswehr.

Vanessa (15)

Faszinierende Technik

Freundlich empfangen werden die Kids von Maria Heimann (27) Karriereberatungsoffizier. Sie trägt eine weiße Marineuniform. Ihr Dienstgrad ist Oberleutnant zur See. Sie erklärt den neugierigen Schülern, was sie heute erleben können. Und das ist eine Menge! Bei der Systemschau sind gepanzerte Fahrzeuge und Transportfahrzeuge mit Geräten und Systemen zu bestaunen. Es fallen Namen, wie Dingo 2, EULe (Elektronisches Unterstützungsgerät leicht) oder SeLA (Sensoren zur elektronischen Lageabschätzung). Umgeben von Tarnnetzen und mit Feldanzug uniformiert, warten Fahnenjunker Nathan Mill (20) und Leutnant Stefan Seitz (22). Auf die Frage, warum sie Soldaten geworden sind, antwortet Feldwebelanwärter Nathan aus Neumünster: „Die faszinierende Technik, mit der man hier in Berührung kommt war für mich der ausschlaggebende Grund. Auch die Kameradschaft unter den Soldatinnen und Soldaten ist super. Jeder von uns hat einen anderen Background. Der eine ist Kfz-Mechatroniker, der andere kennt sich gut mit Computern aus. So kann jeder jedem helfen und es entstehen menschliche Beziehungen und man entwickelt echte Freundschaften. Man lernt voneinander, wenn alle ihre Kenntnisse und Fähigkeiten gemeinsam nutzen. So eine Gemeinschaft kann man, glaube ich, nur bei der Bundeswehr erleben. Ach ja. Und das Gehalt stimmt auch, denn ohne Moos nix los.“

Offizieranwärter Stefan kommt gebürtig aus Mannheim, wird Wirtschaftsinformatik bei der Bundeswehr studieren und ist momentan 800 Kilometer von seinem Zuhause entfernt in Stadum stationiert. „Für mich stimmte das Gesamtpaket“, berichtet er. „Ein sicherer Arbeitsplatz, eine interessante berufliche Herausforderung, ein tolles Studium und auch der Dienst für das Vaterland – all das passt gut zu mir.“

Zivile Ausbildung bei der Bundeswehr

Am Info-Zelt der Ausbildunsgwerkstatt steht Joshua. Er absolviert im 4. Ausbildungsjahr eine zivile Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme mit der Chance auf eine Anschlusskarriere bei der Bundeswehr. „In der Schule waren Mathe und Physik meine Lieblingsfächer“, erinnert er sich. „Deshalb fand ich den Beruf des Elektronikers interessant. Das Gute an der Ausbildung bei der Bundeswehr ist zum einen die hohe Ausbildungsvergütung, zum anderen der fehlende Druck, den es in normalen Ausbildungsbetrieben gibt. Terminaufträge werden bei uns nur simuliert. Insgesamt haben wir viel mehr Zeit, um alles zu verstehen. Unsere Ausstattung ist außerdem topmodern und die Atmosphäre unter uns 14 Auszubildenden ist klasse. Parallel zur Ausbildung mache ich in der Berufsschule meine Fachhochschulreife. Danach möchte ich in Mannheim studieren, Fachrichtung Wehrtechnik, im gehobenen technischen Verwaltungsdienst.“

Eine blonde Jugendliche steht vor einem Militärfahrzeug der Bundeswehr.

Celine (15)

Um 09.15 Uhr bestaunen Anna, Mareike, Celine und Vanessa die verschiedenen Kampfuniformen, die von vier Soldatinnen und Soldaten präsentiert werden. Die 15-jährigen Schülerinnen gehen in die neunte Klasse der Gemeinschaftsschule Handewitt und haben unterschiedliche Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. „Ich mache erst mal die Mittlere Reife“, sagt Celine Ott, „und möchte anschließend eine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnen. Sollte mein ziviler Ausbildungswunsch nicht klappen kann ich mir aber auch eine Ausbildung bei der Bundeswehr vorstellen. Attraktiv finde ich das sichere Gehalt und die Tatsache, dass man Menschen helfen und andere Länder bereisen kann.“

Anna Kurz hat am Tag der Schulen schon Einiges gelernt. „Wir haben uns die Funkstation angeguckt und etwas darüber erfahren, wie Amateurfunk und die Mäusezeichen, oder … ach nee, „Morsezeichen“ funktionieren! Ich brauche nach der Schule auf jeden Fall noch Zeit, um herauszufinden, was ich beruflich machen möchte.“

Eine bebrillte blonde Jugendliche steht vor einem Militärfahrzeug der Bundeswehr.

Anna (15)

Mareike Molt möchte gern Abitur machen und an einer Universität studieren. „Alle Soldaten sind total freundlich“, stellt sie fest. „Selbst wenn wir naive Fragen stellen, lachen sie und antworten uns geduldig. Doch mir ist das Militärische sehr fremd. Ich könnte die Arbeit weder körperlich noch mental aushalten.“ Keine Berührungsängste mit der Bundeswehr dagegen hat Vanessa Teucher. „Mein Opa und mein Vater waren beim Bund, deshalb kenne ich das Thema schon. Doch ich möchte lieber Abi machen und studieren.“

Karriereberatungsoffizier Maria Heimann (Mitte) und ihr Team am Info-Truck der Bundeswehr.

Karriereberatungsoffizier Maria Heimann (Mitte) und ihr Team am Info-Truck der Bundeswehr.

Studieren bei der Bundeswehr

Was einige nicht wissen: Auch bei der Bundeswehr kann studiert werden. Ob Maschinenbau, Sportwissenschaften, Wirtschaftsinformatik oder BWL. Die bundeswehreigenen Universitäten in Hamburg und München bieten mehr als ein Dutzend Studiengänge an. Voraussetzung dafür sind die (Fach-) Hochschulreife sowie eine mehrjährige Verpflichtung als Soldatin oder Soldat und eine militärische Laufbahn. Karriereoffizier Maria Heimann hat bereits ein Pädagogikstudium absolviert und eine Marineausbildung mit anderthalb Jahren Erfahrung auf See absolviert. Mit 27 Jahren leitet sie die Karriereberatung Schleswig – ein gutes Beispiel für eine Karriere bei der Bundeswehr.

Die Bundeswehr gehört zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Aktuell leisten rund 180.000 aktive Soldatinnen und Soldaten sowie 90.000 Zivilangestellte ihren Dienst in den Streitkräften und der Bundeswehrverwaltung. Der Bedarf an Nachwuchskräften ist groß. Das Ausbildungsangebot auch. In den Streitkräften (Heer, Marine und Luftwaffe) wartet auf die Anwärterinnen und Anwärter, je nach Schulabschluss und Eignung, die Unteroffiziers-, Feldwebel- oder Offizierslaufbahn. Die Bundeswehrverwaltung lockt mit ca. 50 zivilen Ausbildungsberufen, von der Arzthelferin bis zum Zimmerer. Die Bundeswehr steht mitten in der Gesellschaft und wirbt mit vielen attraktiven Karrieremöglichkeiten.

Um 10.00 Uhr kommen weitere Schulbusse. „Alle haben ’nen Job – ich hab Langeweile…, singt Materia im Hintergrund, doch Langweile wird hier heute garantiert nicht aufkommen. Der vierzehnjährige Leines Rieß aus Eckernförde besucht die 8. Klasse der Fritz-Reuter-Schule. Er hat sich auf diesen Tag gefreut. „Ich finde alles ziemlich interessant“, schwärmt er, „und möchte später eine Ausbildung bei der Bundeswehr machen. Mein Vater ist bei der Bundeswehr in Eckernförde stationiert. Dort habe ich schon ein Praktikum absolviert. Die Technik, die Fahrzeuge, Waffen und Elektronik … das alles finde ich spannender als in anderen Berufen. Angst davor habe ich nicht.“

Ein Praktikum lohnt sich

Hauptmann Yvonne Wagner vor einem Militärfahrzeug

Hauptmann Yvonne Wagner

Ein Praktikum zu machen empfiehlt auch die stellvertretende Kommandeurin der 6. Kompanie, Hauptmann Yvonne Wagner (29). „Wir begrüßen hier mehrmals im Jahr Schülerpraktikanten. In diesen Wochen erhalten die Schüler einen Einblick in den Bundeswehralltag. Die wichtigste Voraussetzung für eine Bundeswehrkarriere ist die richtige Einstellung. Grundsätzlich sollten sich alle angesprochen fühlen, die unsere demokratische Grundordnung unterstützen und für das Vaterland einstehen wollen. Für jeden Schulabschluss, ob Mann oder Frau und jeden körperlichen Typ gibt es zukunftsorientierte, zivile und militärische Ausbildungsberufe bei der Bundeswehr.“

Und was sagen die Lehrer zu dem Tag der Schulen? Deutsch- und Sportlehrerin Maike Weide aus Handewitt unterstützt das Infoangebot der Bundeswehr. „Die Schüler finden den Tag total spannend“, meint Jäger. „Die meisten kennen Fahrzeuge, Waffen und Uniformen nur aus Spielfilmen. Hier können sie sich das mal ganz real anschauen.“ Mathelehrer Jan Jäger von der Gemeinschaftsschule  Bredstedt meint: „Einige Schüler haben mir schon gesagt, dass sie Interesse an einer Ausbildung bei der Bundeswehr haben. Andere wiederum schließen das kategorisch aus. Was ich gut fand: Vorhin berichtete ein Soldat von seiner Stationierung in Afghanistan. Da hörten alle Schüler sehr interessiert zu, denn es kann eine große Belastung sein, längere Zeit im Ausland stationiert zu sein. Gut, dass sie auch darüber etwas erfahren konnten.“

Die Schülerinnen und Schüler haben einen interessanten Tag erlebt. Sie durften sich in Fahrzeuge setzen, das Kampfgepäck anlegen, Stockbrot über dem Feuer machen, einen Stahlhelm aufsetzen und natürlich alle möglichen Fragen stellen. Nach dem Mittagessen in der Kasernenkantine endet der Tag der Schulen und zum Abschluss singt Mr. Probz „Drifting away …Slowly drifting.“  Vielleicht werden einige Schülerinnen und Schüler später sagen: Meine Entscheidung zur Bundeswehr zu gehen begann am Tag der Schulen in Stadum.

TEXT Christian Dorbandt
 FOTOS Sebastian Weimar