Dennis Wilms: Es ist nur Fernsehen

Dennis Wilms: Es ist nur Fernsehen

Du bist immer dann am besten, wenn’s dir eigentlich egal ist …“ heißt es im „Lied vom Scheitern“ von der Band „Die Ärzte“ aus Berlin. Viele ambitionierte Menschen, welche in Deutschlands Fernsehbranche unbedingt einsteigen und dort bekannt werden wollen, scheitern. Dennis Wilms ist seit 19 Jahren beim Fernsehen und fühlt sich dort sehr wohl – vielleicht, weil er die ganze Sache nie so ganz ernst genommen hat.

Jeden Tag aus dem Haus gehen und nicht wissen, wer oder was einem begegnet, viel unterwegs sein, neue Orte und Menschen kennenlernen und dafür bezahlt werden – das klingt verlockend. Kein Wunder also, dass jedes Jahr Tausende von jungen Menschen sich um ein Volontariat bei Deutschlands öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bewerben.  Die Plätze sind rar, und zum Ziel gelangen nur die Besten. Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) ist eine Bewerbung für ein Volontariat nur ein Mal möglich.
Es führt aber nicht nur ein Weg nach Rom. Der Moderator und Journalist Dennis Wilms startet seine Karriere beim Radio Schleswig-Holstein (R.SH).

„Ich hatte in meiner Schulzeit eine Band und gewann einen Contest, den John Lennon Talent Award. Ein Teil des Preises war eine Produktion mit Harold Faltermeyer in München. Der ehemalige Manager von Faltermeyer war der damalige Programmdirektor von R.SH, Hans Scherer. Der fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, ein Praktikum in der Musikredaktion von R.SH zu machen. Damals wollte ich unbedingt Pilot werden. Mein ganzes Zimmer hing voller Poster mit Abbildungen von Jets. Als ich mit meinem Praktikum begann, sah ich zum ersten Mal ein Radiostudio. Das sah aus wie ein Cockpit und hat mich damals total fasziniert. Ich setzte mich dann rein zu den Moderatoren und guckte ihnen zu. Da mich Technik schon immer faszinierte, wollte ich unbedingt lernen, diese Studiotechnik zu bedienen.. Ich durfte mich dann nachts in die leeren Studios setzen und meine ersten kleinen Demo-Sendungen produzieren“, berichtet Wilms. Diese Demos reicht Wilms beim Sender ein. Ein paar Wochen später moderiert er seine erste eigene Radiosendung. So verdient er sich während seiner Schulzeit in der Oberstufe sein Taschengeld und bekommt auch gleich ein Volontariat nach seinem Abitur. Zu seinen Aufgaben gehört es auch die junge Ausgabe der Preisverleihung „R.SH-Gold“ zu moderieren, die „R.SH Dance Chart-Party“. Diese Show wurde im Fernsehen übertragen. Im Anschluss daran wurde Wilms von einer Film- und Fernsehagentur entdeckt und an verschiedene Castings vermittelt. „Eines der ersten Castings war für den Tigerentenclub. Ich bekam die Stelle und war von 1997 bis 2003 dabei. Das war eine tolle Zeit. Ich durfte 50 Reisen quer über den Planeten für diese Sendung unternehmen. Wir drehten in den Pyramiden von Gizeh, fuhren mit der transsibirischen Eisenbahn, waren auf dem Baikalsee mit einem Forschungsschiff unterwegs und unternahmen in Kenia eine Safari-Tour“, schwärmt der Journalist. „Den Kindern die Welt zu erklären, hat mir schon immer Freude bereitet.“ Nach dem Tigerentenclub wollte Wilms sich weiterentwickeln und wechselte in die Wissensshow Planet Wissen. „Da musste ich mich schon erst beweisen. In diesem Format arbeiten ja auch echte Wissenschaftler. Dadurch, dass ich auf Augenhöhe mit den Zuschauern war und ich die Dinge genau so entdeckte wie sie, konnte ich mich aber gut etablieren“, erzählt Wilms. „Für die Zukunft erhoffe ich mir noch attraktivere Sendeplätze.“

„Du bist immer dann am besten, wenn’s dir eigentlich egal ist …“

Für diejenigen, die sich für eine Karriere beim Fernsehen interessieren, hat der Moderator ein paar Tipps: „Ich würde versuchen, mich über ein Praktikum an die Sache heranzupirschen. Je nachdem ob man sich eher für Radio-, Fernseh- oder Printjournalismus interessiert, würde ich Produktionsfirmen, Verlagshäuser und Rundfunkanstalten anschreiben. In der Praktikumszeit muss es einem irgendwie gelingen, sich unentbehrlich zu machen. Schreibe eine eigene Kolumne oder arbeite mit etablierten Kollegen. Die Verantwortlichen sollen denken: ‚Mensch, den könnten wir gebrauchen. Den sollten wir halten.‘ Dann heißt es: Augen und Ohren offen halten. Wo wird etwas frei? Mit wem könnte man zusammenarbeiten? Man darf die ganze Sache nicht zu ernst nehmen. Diese Leichtigkeit trug dazu bei, dass es bei mir einfach passte. Ich hatte ja nicht mal den Berufswunsch und wollte nur mal schauen, was in dem Bereich so machbar ist. Es ist wichtig, es langsam angehen zu lassen, flexibel zu sein und nicht zu schnell zu viel zu wollen. Ich habe meine Talente gnadenlos zum Beruf gemacht. Die ganze Medienwelt lernte ich sehr spielerisch kennen, und mir wurde schnell klar, was ich kann und was nicht. Außerdem wusste ich, meine Chancen zu nutzen.“

TEXT Lennart Theede
FOTO Sebastian Weimar