Sophia Reimers ist gerade einmal 20 Jahre alt und hat in ihrem Leben bereits sehr viel erreicht. Mit 14 Jahren hat sie mit dem Wakeboarden angefangen und ihren ersten Wettkampf, die Deutsche Meisterschaft, direkt gewonnen. Inzwischen ist sie fünffache Deutschland-, dreifache Europa- und zweifache Weltmeisterin und fährt im A-Kader für Deutschland.
Sophia Reimers Wakeboarding from orangecut on Vimeo.
Wie bist du zum Wakeboarden gekommen?
Durch eine Freundin. Sie hat mich zur Anlage mitgenommen und ich wurde sofort infiziert. Ich war total mitgerissen und wollte sofort eine eigene Ausrüstung haben. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Mit dem Board durch das Wasser gezogen zu werden und dabei die verrücktesten Tricks zu machen.
Hattest du davor bereits eine Leidenschaft für Wassersportarten?
Allerdings. Ich war Leistungsschwimmerin und habe 5-7 Tage in der Woche trainiert. Deswegen waren meine Eltern anfangs ein wenig schockiert, als ich komplett mit dem Schwimmen aufhören wollte um Wakeboard zu fahren. Wir haben allerdings einen guten Kompromiss gefunden: Ich habe mein Schwimmtraining reduziert und hatte genug Zeit für das Wakeboarding.
Wie waren deine Anfänge bei dem Sport?
In meiner ersten Saison bin ich noch viel ins Wasser gefallen. Ich musste mich erst an die verschiedenen Anlagen gewöhnen. Jede hat einen anderen Zug und eine andere Höhe. Man wird mit etwa 30 Km/h durch das Wasser gezogen und es braucht schon seine Kraft und Erfahrung, bis man alle Tricks auch stehen kann. Aber reinfallen gehört anfangs immer dazu.
Du bist bei deinem ersten Wettkampf direkt auf das Siegerpodest gestiegen. Wie war das nach so kurzer Zeit möglich?
Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und habe dafür auch wirklich hart trainiert. Von nix kommt nix. Ich habe ziemlich schnell mit den Inwerds, so nennt man die Airtricks, angefangen und sie so lange wiederholt, bis ich jeden stehen konnte. Bei den Sprüngen an den Hindernissen war es genau so. Am schlimmsten hat es mich bestimmt auf meiner ersten EM getroffen. Da bin ich zweimal im Finale reingefallen und ich hätte easy die Chance gehabt zu gewinnen. Da habe ich bestimmt zwei Tage geheult. Ich bin wirklich überehrgeizig. Wenn etwas nicht klappt, dann bin ich nicht sauer auf andere sondern auf mich selbst. Deswegen bin ich vielleicht so weit gekommen. Im Moment ist es schon besser. Ich heule nicht mehr, wenn ich nicht gewinne, was zum Glück auch nicht so häufig vorkommt. Mann kann immer reinfallen, das ist einfach so.
Und dein größter persönlicher Erfolg?
Mein größter Erfolg ist es immer, einen neuen Trick zu stehen und dass ich immer noch gesund bin. Worauf ich auch besonders stolz bin ist meine Ma, die mich immer so toll unterstützt hat. Hätte sie das nicht gemacht, dann wäre ich jetzt nicht soweit, wie ich es bin. Sie hat immer hinter mir gestanden und auch viel investiert. Ich finde es einfach nicht selbstverständlich, wenn man hunderte von Euros zahlt, damit das Kind überall hinfahren kann. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Mittlerweile muss sie nicht mehr dafür zahlen, das machen nun meine Sponsoren. Aber soweit muss man es erst einmal schaffen.
Also ist Wakeboarden dein Beruf?
Im Moment ja. Ich bin sehr viel dafür unterwegs und fahre neben den Meisterschaften auch noch auf vielen anderen Events mit. Es macht unglaublich viel Spaß. Ich fahre für Liquid Force, O´Neil, Rixen Cableways und werde noch von den Wasserskianlagen in Jargel und Damp sowie Hamburg und Pinneberg unterstützt. Das ermöglicht mir schon sehr viel.
Was hat dir dabei am besten gefallen?
Als ich letzten November bei der Weltmeisterschaft auf den Philippinen bei den Open Ladies den Titel geholt habe. Davor bin ich meistens nur bei den Junior Ladies gefahren. Ich bin ganze 6 Wochen dort geblieben und bin nach dem Tournier noch rumgereist. Das Land ist wunderschön und ich habe viele exotische Orte und Tiere gesehen.
Das klingt nach einer Menge Spaß. Wie viel Arbeit steckt dahinter?
Mehr als die meisten vermuten. Besonders bei den Meisterschaften ist der Erfolgsdruck sehr hoch. Schließlich fährt man dort für sein Land und möchte natürlich auch gewinnen. Mein Trainer und natürlich ich selbst möchten an meine vorhergegangenen Erfolge anknüpfen und diese auch übertreffen. Wir werden auch als Team bewertet und da möchte man seine Teammitglieder nicht enttäuschen. Man macht auch viel für die Sponsoren. Wenn ich unterwegs bin schreibe ich immer Berichte und schicke auch Bilder mit. Außerdem muss jedes Mitglied des A-Kaders immer seinen Aufenthaltsort angeben, falls eine unangekündigte Dopingkontrolle gemacht wird. Als Profisportlerin bewegt man sich auf einem anderen Niveau. Aber ich möchte gerade um nichts auf der Welt etwas anderes machen.
Und man wird häufig interviewt. Ist das auch ein wenig lästig?
Nein. Ich mache das sehr gerne. Es hilft mir, mich bekannter zu machen und was noch wichtiger ist, es pusht den Sport nach vorne. Und das ist immer gut.
Du hat ja nun jeden Titel bekommen, denn man gewinnen kann. Was willst du noch erreichen?
Ich hätte gerne ein eigenes Signitureboard. Ein Board also, bei dem ich den Shape und das Design selbst aussuchen kann. Ich möchte, dass die Menschen mein Board fahren. Optisch müsste es irgendwas mit Pink sein. Da bin ich ein richtiges Mädchen.
Was machst du, wenn du nicht auf dem Wasser bist?
Da es jetzt wieder wärmer ist, kommt es selten vor, dass ich nicht Wakeboard fahre. Aber ich bin gerade dabei, mein Abitur zu machen. Ich mache es per Fernstudium, weil ich es nicht schaffe, auf eine normale Schule zu gehen. Dafür bin ich zu oft unterwegs. Ich bin im September fertig und werde dann eine Ausbildung anfangen. Leider ist der Sport noch nicht so weit, dass ich nur davon leben könnte. Im Moment reicht mir das aus. Aber wenn ich eine eigene Wohnung haben wollte, dann verdiene ich mit den Preisgeldern nicht genug. Wir Frauen bekommen auch weniger Preisgeld als die Männer.
Hast du Tipps für Anfänger?
Viel Ehrgeiz, Ausdauervermögen und Spaß an dem Ganzen. Man darf nicht gleich aufgeben, wenn es nicht beim ersten Mal funktionieret, sondern dranbleiben und es locker nehmen. Es macht ja superviel Spaß. Wer noch nie Wakeboard gefahren ist, sollte mit Wasserski anfangen. Man hat auf den beiden Skiern mehr Gleichgewicht und man fährt ein oder zwei Runden um ein Gefühl für die Anlage zu bekommen. Dann stellt man sich auf das Wakeboard, da braucht man mehr Balance. Das schwierigste bei Anfängern ist der Start. Man braucht viel Körperspannung und ist in der Hocke, es ist nicht ganz leicht. Aber es ist noch kein Meister von Himmel gefallen.
TEXT & FOTOS Katharina Grzeca