ME2BE unterwegs. Moin, ich bin Morgana von ME2BE und wir sprechen heute mit Doris Schadinger von der UKSH Akademie über die Ausbildung im medizinischen Bereich. Doris arbeitet heute im Marketing, hat aber selbst in der Medizin angefangen.
ME2BE: Doris, wie sind deine persönlichen Erfahrungen mit der Ausbildung?
Doris Scharinger: Ja, tatsächlich bin ich ins Berufsleben über eine Ausbildung im Gesundheitsbereich eingestiegen. Das Berufsbild hieß medizinisch-technische Laboratoriumsassistenz. Das war vor einiger Zeit. Ich habe dann in dem Beruf gearbeitet und zwar im Krankenhauslabor für fünf Jahre. Ich war in zwei verschiedenen Forschungslaboratorien tätig. Das ist ein ganz anderes Aufgabengebiet. Und dann habe ich noch elf Jahre unterrichtet an Schulen – wo junge Leute diesen Beruf erlernen wollten und zwar in den Fächern Mikrobiologie, Hämatologie und Englisch. Ich habe berufsbegleitend studiert. Mein Arbeitgeber hat mich ein Jahr freigestellt für einen Masterabschluss in England. Als ich zurückkam, fand ich mich an der Akademie wieder und habe dort die Stabsstelle Marketing übernommen.
Wie entstand dieser Prozess, dass du dich für Marketing entschieden hast, wo du eigentlich aus dem Labor kamst?
Das denke ich, kommt einerseits aus meinem Studium und meinem zweiten Standbein, nämlich Sprachen. Ich habe mich immer sehr für Sprachen interessiert und auch lange nebenberuflich als Dozentin für Englisch gearbeitet. Und in meinem Arbeitsbereich in der Akademie war ich Mitglied in der Arbeitsgruppe Kundenorientierung. So bin ich mit dem Thema Marketing in Berührung gekommen. Wenn mich früher einmal jemand gefragt hätte, ob ich Interesse am Marketing habe, hätte ich das klar verneint. Das musste sich erst entwickeln. Außerdem habe ich verstanden, wie wichtig diese Gesundheitsberufe sind im Krankenhaus, aber auch in anderen Arbeitsbereichen wie in der Forschung. Und deshalb war es mir dann auch ein persönliches Anliegen, Berufsgruppen wie die im Labor, der Radiologie, in der Apotheke oder auch Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie bekannter zu machen.
Jetzt hast du ja diesen Werdegang während der Ausbildungszeit begleitet. Was stellst du da an Veränderungen fest über die Jahre?
Meine Ausbildung war zum Beispiel noch zweijährig, aber in der Medizin gibt es keinen Stillstand. Das Wissen und auch die Technologie entwickeln sich ständig weiter. Deshalb sind die Ausbildungen heute alle dreijährig. Mein Berufsbild heißt inzwischen medizinische Technologin oder medizinischer Technologe für Laboratoriumsanalytik. Das gibt es auch noch in der Fachrichtung Radiologie und Funktionsdiagnostik. Dabei geht es nicht nur darum, eine Bezeichnung für ein Berufsbild zu ändern, sondern das spiegelt eben auch wider, dass es sehr viel Fortschritt in der Medizin gibt, der sich dann auch so darstellt, dass Ausbildungen komplexer werden, es unterschiedliche Lerninhalte gibt, die neu dazukommen. Andere veraltete Methoden oder Inhalte fallen hingegen weg. Und ich denke, auch das Thema Lernen hat sich insgesamt verändert. Heutzutage geht man eher weg vom fächerorientierten Lernen. Ich hatte in der Schule, in meiner Ausbildung meine ich, noch Fächer wie Chemie, Physik, Mathe. Heute ist die Ausbildung eher so strukturiert, dass man sich an Lernfeldern orientiert und an der Kompetenz, die man braucht, um den Beruf später gut ausüben zu können. Ich denke, das macht es leichter, diese komplexen Zusammenhänge zu erlernen und sie dann auch in der Praxis leichter abzurufen.
Wie nimmst du das am UKSH wahr? Wie steigen die Auszubildenden ein? Sind am Anfang alle zusammen und bekommen Kernkompetenzen vermittelt oder ist jeder von Beginn an in seinem Ausbildungsberuf?
Wir haben am UKSH eine ganze Reihe von Ausbildungsberufen, und dementsprechend ist es auch vielfältig, wie sich die Ausbildungen zusammensetzen. Grundsätzlich gibt es in jeder Ausbildung theoretischen Unterricht und praktischen Unterricht. Das heißt, da probiert man Dinge erstmal an Kolleginnen und Kollegen aus oder in virtuellen Systemen. Wir benutzen auch VR-Brillen oder virtuelle Computersysteme zur Simulation, zum Beispiel für die Strahlentherapie. Und dann bekommt man natürlich auch ganz viel Einblick und Übung in den praktischen Einsätzen, die denke ich bei allen Ausbildungen mehr als 50 Prozent der Zeit ausmachen. Die sind größtenteils am UKSH, aber auch an anderen Einrichtungen. Zum Beispiel in der Pflege lernt man auch die ambulante Pflege kennen, die findet an einer Uniklinik nicht statt. In der Diätassistenz geht man auch mal in die Kurklinik, weil das Berufsbild sich dort ganz anders darstellt, und ich glaube eine Ausbildung ist immer ein sehr geeigneter, geschützter Raum, in dem man ganz viel ausprobieren kann und darf und sich einen guten Überblick über ein Berufsbild verschaffen kann, um dann auch sehr gut entscheiden zu können, wohin man nach der Ausbildung möchte. Weil, das kann man für alle diese Ausbildungen sagen: Es gibt nach der Ausbildung sehr viele Einsatzgebiete, das macht so eine Ausbildung auch spannend und das weitere Berufsleben sehr abwechslungsreich. Es muss also niemand nach so einer Ausbildung 45 Jahre lang dasselbe tun.
Gibt es bestimmte Anforderungen an die Auszubildenden, die sich in allen Ausbildungsbereichen im UKSH überschneiden oder würdest du sagen, das sind wirklich grundlegend verschiedene Ausbildungen mit verschiedenen Anforderungen?
Ich denke eher zweiteres. Das ist sehr unterschiedlich, weil wir Ausbildungen wie zum Beispiel in der Pflege haben, da hat man sehr intensiven Kontakt zu Patientinnen und Patienten, und es steht der Mensch natürlich absolut im Vordergrund und auch das Thema Kommunikation und Beziehung zu den Patientinnen und Patienten. Dann haben wir auch Ausbildungen zum Beispiel im Bereich Administration, Kaufmann im Gesundheitswesen, da hat man eher nichts mit Patienten zu tun, sondern stehen andere Anforderungen im Vordergrund. Ich denke grundsätzlich, wenn man in einer Uniklinik arbeitet, sollte man sich für das Thema interessieren, wie werden Menschen wieder gesund. Daran arbeitet man ja direkt oder indirekt mit und Verantwortungsbewusstsein ist natürlich auch immer gefragt. Ansonsten ist es wichtig, für die gewählte Ausbildungsrichtung ein Interesse mitzubringen, sodass man auch nach der Ausbildung Lust darauf hat, sich immer weiterzubilden, denn wie ich schon sagte: In der Medizin gibt es keinen Stillstand und in einer Uniklinik ändert sich alles dauernd. Das macht es aber auch abwechslungsreich und spannend.
Wie schätzt du persönlich die Entwicklung ein, die passiert ist in den letzten Jahren? Also wird die Ausbildung noch breiter gefächert oder fügt sich das Ganze eher zu einem einheitlichen Bild in der Klinik zusammen?
Man kann sagen, dass alle Ausbildungen sich weiterentwickeln – dahingehend, dass aktuelle Forschungsergebnisse einfließen und dass man sich auch auf gesellschaftliche Veränderungen einstellt, wie zum Beispiel demografische Veränderungen, dass Technologien wie zum Beispiel KI dazukommen und dass sich das dann widerspiegelt in den Lehrplänen und auch im Thema, wie lerne ich, zum Beispiel selbstorientiertes Lernen, also sehr selbstständiges Lernen. Ich denke aber, dass die Spezialisierung in den Ausbildungen eher fortschreitet, als dass sich das vereinheitlicht, weil es ja in jedem Fachbereich diesen Fortschritt gibt und in jedem Fachbereich das Wissen dauernd zunimmt.
Du hast gerade schon den KI-Bereich angeschnitten. Inwiefern spielt KI jetzt eine Rolle bei den Ausbildungen? Du sagtest, man kann mit VR-Brillen üben oder über Programme. Wie genau sieht das für die einzelnen Ausbildungen aus?
Wir haben zum Beispiel angefangen, in der Pflegeausbildung virtuelle Brillen einzusetzen, also VR-Brillen, Virtual-Reality-Brillen. Da gibt es Programme, da kann man Anatomie erlernen. Wenn man sich das im Buch anguckt, ist das eine Sache, aber mit diesem Programm kann man eine Reise durch den Körper antreten und sich Dinge von innen anschauen, wie zum Beispiel ein Herz oder die Lunge. Das finde ich sehr anschaulich und ergänzend zum anderen Lernen durch Bücher oder an dreidimensionalen Modellen. Wir haben auch einen Torso: Hier kann man Organe aus- und einbauen, aber ich finde, diese Lernmethoden ergänzen sich sehr gut. Und zum Thema KI denke ich, dass das jetzt erstmal in der Klinik, in der Diagnostik, bei Untersuchungsmethoden eingesetzt wird. Speziell beim Lernen ist es natürlich ein Punkt: Ziehe ich solche Hilfsmittel heran zum Erstellen einer Hausarbeit, wie kann man in Zukunft Leistungsnachweise gestalten, um sicherzustellen, dass man auch wirklich die Leistung der Azubis erfasst? Wir sind da offen und flexibel und versuchen KI mit einzubauen, sodass unsere Azubis lernen, mit KI kritisch umzugehen und sie kompetent einsetzen zu können.
Eine Abschlussfrage: Wem empfiehlst du die Ausbildung im medizinischen Bereich?
Wir haben ja diese Vielfalt an Ausbildungen. Eigentlich ist für jeden etwas mit dabei – mit Zahlen, mit Technik, mit Menschen, therapeutische Ansätze, analytische Berufe. Und ich denke, wie ich schon sagte, wichtig ist ein Grundinteresse am Thema: Menschen sind krank, wie werden sie wieder gesund? Vielleicht auch dieser Hintergrund bei der Berufsorientierung, was ist für mich sinnstiftend? Ich denke, das wird manchmal unterschätzt. Das Berufsleben ist lang, es gibt Herausforderungen in jedem beruflichen Alltag, was man für einen Beruf ergreift. Und die Motivation ist hoch, wenn man hinter dem steht, was man tut. Das heißt, wenn die Berufswahl für einen so ausgeht, dass man einen Beruf hat, den man auch nach Jahrzehnten noch sinnvoll findet und weiß, warum man morgens aufsteht oder warum man abends länger bleibt oder vielleicht auch mal am Wochenende arbeitet.
Ich danke auch. Mehr Tipps und Infos zum Thema berufliche Orientierung sowie spannende Lebenswege und regionale Unternehmen findet ihr auf www.me2be.de und www.digibo.school.
Text: Markus Till, Morgana Pfeifer Schridde
Foto: privat

