Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Jürgen Sievers, Gründer und Geschäftsführer von KiteWorldWide, lebt diesen Traum und veranstaltet von einem Büro in Hamburg aus Kitereisen auf der ganzen Welt.

Ein Mann mit Schirmmütze steht lächelnd am Starnd. Hinter ihm geht die Sonne am Horizont über dem meer unter.

Jürgen

Jürgen, wann hast du angefangen zu kiten? War Kitesurfen dein erster Brettsport?
Ich bin früher superviel Snowboard gefahren und habe auch als Snowboardlehrer gejobbt. Meinen ersten Kitekurs habe ich 2001 auf Rügen gemacht. Ich war zwar keiner der Pioniere des Sports in Deutschland, aber einer der Ersten, die einen Kurs absolviert haben.

Was macht den Kitesport so toll?
Anders als Windsurfen ist Kitesurfen noch eine relativ junge Sportart und sehr einfach zu lernen. Man hat ab dem ersten Tag Erfolgserlebnisse und wenn man einen einwöchigen Kurs richtig durchzieht, kann man nach einer Woche selbstständig und ohne Lehrer fahren. Sprünge mit Kiteboard lernt man auch schnell, wenn man schon einmal Snowboard gefahren ist.

Wo können Anfänger gut kiten lernen?
Zum Lernen bieten sich im Ausland Ägypten, Fuerteventura und Montenegro an. Hier in Deutschland gibt es an der Nord- und Ostsee unzählige Spots, an denen man kiten kann. An der Nordsee sind St. Peter Ording und Büsum okay zum Lernen, aber nicht so optimal wie Fehmarn und Rügen an der Ostsee. Dort gibt es keine Ebbe und Flut und man kann im Wasser stehen, was am Anfang sinnvoll ist.

Wie bist du zum Tourismus gekommen?
Ich habe schon während meiner Schulzeit als Reiseleiter für Rainbow Tours, einem großen Jugendreiseveranstalter, gearbeitet. Auf meiner ersten Reise nach Korsika musste ich den Windsurflehrer spielen, obwohl ich gar nicht windsurfen konnte. Mein Chef meinte aber: „Ist kein Problem, Jürgen. Unser alter Windsurflehrer ist noch zwei Wochen da, er bringt dir das bei und wenn du gerade selbst erst Windsurfen gelernt hast, kannst du den Stoff auch besser unseren Gästen vermitteln.” Das klang für mich damals irgendwie logisch. Der alte Lehrer war dann letztendlich nur noch drei Tage vor Ort und ich musste im Anschluss zehn Tage lang Windsurfkurse geben (lacht).

Eine junge Frau lässt sich von einem Kite-Schirm in die Luft ziehen.

KiteWorldWide Team Rider Anne Valvatne in Ägypten

Bist du selbst aufs Brett gestiegen und hast den Gästen vorgemacht, wie es geht?
Nein, ich habe bloß auf dem Brett gesessen, bin hin und her gepaddelt und habe den Leuten erklärt, was sie machen sollen.

Hat einer gemerkt, dass du selbst kaum Windsurfen kannst?
Nicht einer (lacht).

Du hast für zwei Jahre Tourismuswirtschaft an einer privaten Universität in Heidelberg studiert. Wieso bist du nicht auf eine staatliche Universität gegangen?
Weil ich keine Lust hatte, lange zu studieren. Ich wollte lieber die Werkzeuge lernen, die man bei der täglichen Arbeit braucht, wie verschiedene Sprachen, gute IT-Kenntnisse und Zehnfingerschreiben. Lauter Sachen, die man sich heute an der Uni selber beibringen muss, weil man keine richtige Anleitung dafür bekommt. Viele Studenten, die bei uns ein Praktikum machen, wissen häufig nicht, wie man Zahlen mit Microsoft Excel in einer Tabelle zusammenrechnet.

Was war dein erster richtiger Job im Tourismus?
Im Anschluss an das Studium habe ich für Rainbow Tours als Koordinator in dem tschechischen Wintersportort Spindlermühle und dem Partyort Siofok am Plattensee in Ungarn gearbeitet. Der Job als Koordinator war super! Man war eine Saison lang im Ausland, hat das komplette Freizeitangebot vor Ort auf die Beine gestellt und dabei wirklich gutes Geld verdient. In Siofok haben wir damals den ersten Beachclub am Plattensee gebaut, Parties mit 800 Gästen auf einer Fähre veranstaltet und bekannte DJ‘s wie die Disco Boys aus Deutschland einfliegen lassen, damit sie für unsere Gäste Platten auflegen. Zufriedene Gäste sind die beste Werbung. Sie erzählen zu Hause ihren Freunden von ihrem Urlaub und kommen gerne wieder. Dafür muss man ihnen allerdings ein unvergessliches Urlaubserlebnis bieten, bei dem alles stimmt.

Kite-surfer stehen zusammen am Strand.

KiteWorldWide Camp Fuerteventura

Wie bist du auf die Idee gekommen, den weltweit ersten exklusiven Reiseveranstalter für Kitereisen zu gründen?
Über einen Zufall. York, mein Partner bei KiteWorldWide, war gerade in Kenia unterwegs und hat dort einen einsamen Spot mit leerstehenden Bungalows und super Bedingungen zum Kitesurfen entdeckt. Wir haben uns bei einem Glühwein auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt dann kurzerhand entschieden, Kitereisen dorthin zu veranstalten und haben vor Ort eine Kiteschule eröffnet. Das war 2009.

Mittlerweile bietet ihr Kitereisen von Rügen, Fuerteventura und Ägypten bis hin zu Brasilien, Sansibar und Südafrika an und betreibt mit über 95.000 Fans die größte Kitecommunity auf Facebook.
Facebook war ganz entscheidend für unser schnelles Wachstum. Ein Bekannter aus den USA, der die Facebook-Seite der Cartoonserie „South Park” als Social Media Chief Strategist betreut hat, hat uns dazu gedrängt, früh auf Facebook aktiv zu werden und uns dabei geholfen, innerhalb kurzer Zeit über zehntausend Fans zu bekommen. Wegen unserer vielen Fans haben wir uns sehr schnell einen Namen in der weltweiten Kiteszene gemacht und viele Gäste und Geschäftspartner gewonnen.

 Eine Lodge an der Küste von Kenia.

KiteWorldWide Lodge Kenia

Würdest du sagen, dass du deinen Traumjob gefunden hast?
Auf jeden Fall. Mir macht die Kombination aus Selbstständigkeit, Tourismus, Sport und Social Media richtig viel Spaß. Viele in Deutschland träumen davon, auszuwandern und in einem fremden Land an einem schönen Strand zu leben. Ich habe schon sehr viel im Ausland gearbeitet und muss sagen, dass es nicht „den einen Ort” gibt. Viele Orte sind nur in der Hauptsaison cool. Es gibt kaum Orte auf der Welt, die wirklich das ganze Jahr über toll sind und wo man nicht irgendwann durchdreht. In dem einen Ort ist zu viel und in dem anderen Ort ist zu wenig los. In dem einen ist es zu kalt, in dem anderen zu warm. Als wir KiteWorldWide gestartet haben, hatten wir das Ziel, unseren festen Wohnsitz in Hamburg zu behalten, aber zwischendurch immer mal wieder für ein bis zwei Monate im Ausland zu arbeiten. Aber auch nicht viel länger. Ich will nicht vier Monate lang in einer Pension in Brasilien wohnen oder mich längere Zeit in einem Land aufhalten, in dem es kaum richtige Straßen und Supermärkte gibt.

Text Slaven Marinovic

KiteWorldWide bietet fortlaufend Ausbildungs- und Praktikumsplätze in den Bereichen Touristik, Reiseabwicklung, Produktmanagement und Marketing. Bei Interesse einfach eine E-Mail an office@kiteworldwide.com schreiben.

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