Stein um Stein – Ausbildung zum Steinmetz bei Tim Pahl

Stein um Stein – Ausbildung zum Steinmetz bei Tim Pahl

Tradition trifft auf Technik – Ausbildung im Steinmetzhandwerk

Den Beruf des Steinmetzen gibt es seit Tausenden von Jahren. Wer ihn erlernen möchte, braucht neben künstlerischem und handwerklichem Talent, räumlichem Denkvermögen und einer guten körperlichen Konstitution vor allem einen guten Ausbildungspartner. Tim Pahl ist so einer. Für seinen Steinmetzbetrieb in Wedel sucht er motivierten Nachwuchs.

139 Meter hoch, 230 Meter lang und 6,25 Millionen Tonnen schwer – die Cheops-Pyramide von Gizeh diente einst als Grabmal für den altägyptischen Pharao Cheops. Errichtet vor über 4500 Jahren gehört sie zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken der Welt. Dass wir sie heute noch bewundern können, ist der Arbeit von geübten Steinmetzen zu verdanken. Mit einfachen Werkzeugen wie Hammer und Meißel bearbeiteten sie tausende Steine und erbauten eines der sieben Weltwunder. Für den Steinmetzmeister Tim Pahl macht die Beständigkeit des Materials den besonderen Reiz seines Berufes aus: „Steinmetze schaffen Dinge, die lange Bestand haben. Mit jedem Stein, den ich bearbeite, bleibt auch etwas von mir erhalten.“

Porträt von Tim Pahl

Tim Pahl weiß worauf es ankommt

Seit der Entstehung von Hochkulturen haben sich die Arbeitsweisen von Steinmetzen natürlich verändert. Sie verwenden heute Zeichenprogramme und Schablonen, nutzen pressluftbetriebene Hammer, spezielle Werkzeuge sowie Maschinen, die ihnen die Arbeit erleichtern. Den Umgang mit Hammer und Meißel muss ein Steinmetz allerdings noch immer perfekt beherrschen. „Jeder Stein ist anders und lässt sich auch anders bearbeiten. Gerade bei filigranen Arbeiten braucht man viel Feingefühl. Das kann keine Maschine. Deswegen lernen die Steinmetze den Beruf von der Pike auf“, bekräftigt Tim Pahl. Den Weg in den Steinmetzberuf fand der gebürtige Wedeler über ein Schulpraktikum. „Das Handwerkliche lag mir schon immer. Im Praktikum hat sich gezeigt, dass Stein das Material ist, mit dem ich arbeiten möchte.“ Nach der dreijährigen Ausbildung ging Pahl als Geselle nach Süddeutschland, machte im Anschluss den Meister und kehrte schließlich in seine Heimatstadt zurück, um sich selbstständig zu machen. Seit 1998 arbeitet er am Friedhof in Wedel, wo er Grabmale, Bänke oder Sonnenuhren aus Natursteinen fertigt. Zusätzlich hat er sich auf Restaurierungen historischer Gebäude und Denkmäler spezialisiert. „Zurzeit restaurieren wir die Sternwarte in Bergedorf. Wir haben auch die Balustrade der Lombardsbrücke in der Hamburger Innenstadt erneuert und an der Kirche in Klein Wesenberg gearbeitet“, erzählt Pahl.

Mit jedem Stein, den ich bearbeite, bleibt auch etwas von mir erhalten.
-Tim Pahl

In der kleinen Fachwerkstatt erlernt auch Ashot Martirosyan das Steinmetz-Handwerk. Der 17-Jährige ist vor zweieinhalb Jahren mit seiner Familie aus Armenien geflohen: „In meiner Heimat habe ich eine Kunstschule besucht. Schon als Kind hat mir das Zeichnen großen Spaß bereitet. Daher wollte ich beruflich auf jeden Fall etwas Künstlerisches machen. Vor der Ausbildung absolvierte ich ein zweiwöchiges Praktikum. Schnell zeigte sich, dass mir die Arbeit mit den Steinen gefällt.“ Ashot ist im  zweiten Lehrjahr und zeigt mit Stolz seinen aktuellen Auftrag. Für eine Kundin soll er einen Engel aus Stein hauen. „Zunächst habe ich einige Zeichnungen angefertigt. Sie haben der Kundin gefallen, und ich konnte sie als Vorlage für eine Tonskizze verwenden. Daraus fertige ich nun ein Gipsmodell, das mir wiederrum alsVorlage dient, um den Engel auf den Stein zu übertragen“, erzählt Ashot. Wenn man den angehenden Steinmetz danach fragt, was für diesen Beruf am Wichtigsten ist, dann steht für ihn fest: „Feingefühl und Geduld. Ohne diese Eigenschaften kommt man nicht weit. Man kann einen Stein nicht innerhalb von einer Stunde bearbeiten. Dafür braucht es Zeit.“

TEXT Katharina Grzeca
FOTOS Eric Genzken