Erich Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn

Eine richtig starke Gemeinschaft

Der beste Moment meiner Schulzeit war die Sekunde, in der ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hielt. Her damit und nix wie raus hier! Ihr ahnt es vielleicht: Ich bin nicht unbedingt gern zur Schule gegangen. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, höre ich immer noch meinen Vater sagen: „Kind, wenn du erst mal im Job bist, wirst du dir deine Schulzeit noch zurückwünschen!“ Bis vor Kurzem konnte ich ihn – wenigstens in dieser einen Sache – immer eines Besseren belehren. Und dann betrat ich die Erich Kästner Gemeinschaftsschule in Elmshorn.

Die Erich Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn (KGSE) macht schon auf den ersten Blick einen richtig guten Eindruck. Würden hier nicht so viele Kinder herumspringen, käme man vielleicht gar nicht gleich darauf, dass man sich in einer Schule befindet. Im imposanten Neubau ist alles viel großzügiger, offener und moderner, als man es kennt und in den 60 qm großen Klassenräumen können die 1.450 Schüler der Klassen 5 bis 13 sich und ihren Gedanken freien Lauf lassen. Aber nicht nur wegen der Raumgröße, auch dank der Stimmung. Hier ist nämlich noch etwas anderes als die Architektur besonders. Man kann es nicht sehen oder anfassen – es liegt in der Luft. Es zeigt sich, wenn man den Umgang der Schulleiterin, der 130 Lehrkräfte und 5 Pädagogen, die hier arbeiten, mit den Schülern beobachtet. Es ist eine große Portion Respekt. Was die Schüler hier lernen sollen, geht weit über mathematische Formeln und Vokabeln hinaus. Sie sollen die KGSE nicht nur mit guten Noten, sondern auch mit einem guten Charakter verlassen. Rektorin Hildegard Lüder und ihr Team haben sich die Grundsätze des amerikanischen Modells „Lions Quest“ auf die Fahne geschrieben und wollen seine Grundsätze vermitteln:

  • Toleranz und Achtung anderen gegenüber
  • Verantwortung für sich und andere übernehmen
  • Engagement für sich und andere zeigen

Persönlichkeitsförderung und -stärkung stehen also auf dem Stundenplan, gar keine leichte Aufgabe! Aber es gibt Wege, diese Ziele zu erreichen. Und weil auch der längste Weg mit dem ersten Schritt beginnt und bekanntlich immer einer vorausgehen muss, hat die KGSE das einfach mal gemacht.

Wir haben was zu sagen!

Wenn Lehrer und Schüler etwas zu besprechen haben, läuft es doch normalerweise so ab: Die Schüler melden sich, wenn sie etwas sagen wollen. Der Lehrer ruft sie auf und redet selbst, wann und so viel er will. Wäre es nicht viel fairer, wenn alle ihren Finger heben müssten und jeder das gleiche Recht hätte zu reden? Ganz genau. Darum wird das hier auch so gemacht. Natürlich nicht im Unterricht, das wäre wohl nicht sehr sinnvoll. Aber man spricht in der KGSE eben auch mal über andere Dinge, tauscht sich aus, organisiert Projekte – und zwar gemeinschaftlich. Nur wenn man Kindern und Jugendlichen vermittelt, ernst genommen zu werden, haben sie auch das Gefühl, tatsächlich etwas bewegen zu können. Und dann entsteht plötzlich eine Schülervertretung mit über 40 Mitgliedern. Ältere Schüler organisieren freiwillig eine Unterstufenparty für die Kleineren. Auf der Suche nach Streitschlichtern kann man sich vor Bewerbungen kaum retten. Klingt fast magisch, ist aber keine Hexerei. Man hat an der KGSE einfach nur begriffen, dass man jungen Menschen die Freiheit zur Eigeninitiative geben muss, damit sie über sich hinauswachsen können.
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Starke Partner

Gemeinschaft ist das Stichwort. Einen stillen Unterstützer im Hintergrund darf man nicht vergessen, wenn man über die KGSE spricht. Ohne die Stadt Elmshorn wäre es nicht möglich, eine solche Schule auf die Beine zu stellen. Irgendwoher müssen ja auch die nötigen Mittel dafür kommen. Und da zeigt man sich spendabel. Es mag ja viele Streitpunkte in der Politik geben. Aber in einer Sache ist man sich in Elmshorn über alle Parteien hinweg einig: Gute Ausbildungsmöglichkeiten sind das A und O. Und das ist alles andere als selbstverständlich.

Es gibt immer was zu tun!

Hier klingt zwar jetzt schon alles nahezu perfekt, aber es geht noch weiter. Als nächstes steht eine große Schulmensa an, in der die Ganztagsschüler versorgt werden. Im Moment sorgt dafür noch der Schlemmerimbiss nebenan. Mit dem Anschluss der Turnhalle und den neuen Grünflächen auf dem Pausenhof wird der Neubau dann perfekt.  Es gibt aber auch noch eine Baustelle der anderen Art. Der Stadtteil, in dem die KGSE sich befindet, gilt als sozialer Brennpunkt in Elms-horn. Der Schulhof soll eine Art Zufluchtsort für Jugendliche aus der Umgebung werden und für Veranstaltungen und Projekte der Gemeinde geöffnet werden.  Erich Kästner sagte einmal: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Vielleicht hat der deutsche Schriftsteller und Namensgeber der KGSE genau so etwas wie diese Schule mit diesen Worten gemeint.  Bleibt nur noch eine Frage zu klären. Hatte mein Vater vielleicht doch Recht?  Naja, meine eigene Schulzeit vermisse ich noch immer nicht. Aber müsste ich heute wieder die Schulbank drücken, dann würde ich es am liebsten hier tun.

Infos und Kontakt

Erich Kästner Gemeinschaftsschule Elmshorn
Hainholzer Damm 15
25337 Elmshorn

Tel. 04121-47513-0
Fax 04121-47513-50

Website: www.kgse.de

Text Mimi Blume
Fotos Jonas Wölk