Der parteilose Verwaltungschef Carsten Behnk über Eutin als Kultur-Hotspot und seine Freude am Bürgermeisteramt.
ME2BE: Herr Behnk, Tanzen ist eines Ihrer Hobbys. Wenn Sie sich Ihre Arbeit an der Spitze der Verwaltung als Tanz vorstellen, welcher wäre es?
Carsten Behnk: Das wären vermutlich alle zehn klassischen Turniertänze zusammen – fünf Standard, fünf Latein-Tänze – das passt zur Verwaltung. Verschiedene Tänze also und wir versuchen, jeden Tag und zu jedem Projekt die passende Choreographie zu finden. Mal schwungvoll, mal langsam, mal auf der Stelle drehend, hin und wieder aber auch die großen Sprünge – das sind natürlich die, die wir versuchen wollen und die uns am Herzen liegen.
Als parteiloser Bürgermeister müssen Sie den unterschiedlichen Interessen der Bürger, der gewählten politischen Vertreter und auch Ihrer eigenen Verwaltung gerecht werden. Über welche Eigenschaften muss man als Bürgermeister verfügen, um da bestehen zu können?
Es ist ein großer Vorteil, dass ich als Verwaltungsfachmann über knapp 30 Jahre Erfahrung in der Stadt, im Kreis und im Land verfüge. Außerdem bin ich in Eutin verwurzelt, war Mitglied in vielen Vereinen und in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Am wichtigsten ist jedoch die Kommunikation. Als Bürgermeister muss man in der Lage sein, allen Menschen im Ort seine Vorstellungen zu vermitteln. Außerdem muss man zuhören können und herausfinden, wie es den Menschen geht und was für die Stadt wichtig ist. Ob das gelungen ist, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger dann bei der nächsten Wahl.
Mussten Sie sich nach Ihrer Wahl zum Bürgermeister 2016 mit über 71 Prozent sehr umstellen? Sie sind schließlich seither das ‚Gesicht der Stadtverwaltung‘.
Es ist auf jeden Fall ein sehr extrovertierter Job. Man steht an der Spitze vorne im Wind, verkörpert die Verwaltung als Chef und muss alles vertreten können. Da gilt es auf jede Frage möglichst eine Antwort parat zu haben. Wichtig ist außerdem die Bürgernähe, Präsenz im Büro und die Arbeit in den Ausschüssen der Stadtvertretung. Auf Veranstaltungen bekomme ich hautnah Rückmeldung von den Menschen. Diese Begegnungen sind gut und wertvoll.
„Es geht nicht nur um die Ausstellung von Personalausweisen und Baugenehmigungen, sondern um das ganze Spektrum des gemeinsamen Lebens der Menschen in einem Ort.“
Sie sagten, manchmal stehe man extrem im Wind. Wo ist der Wind schärfer: in der Diskussion mit dem Bürger oder in der Stadtvertretung?
Die politische Selbstverwaltung übt in Teilen einen durchaus scharfen Ton, der mir manchmal nicht gefällt. Problematisch wird es, wenn die gegenseitige Wertschätzung auf der Strecke bleibt. Wenn Verwaltungsmitarbeiter oder -mitarbeiterinnen angegriffen werden, versuche ich, sie zu schützen. Die Bürger sind auch mal kritisch, aber grundsätzlich bekommen wir eine gute Resonanz. Die Leistung der Stadtverwaltung wird als überdurchschnittlich gut empfunden.
Sie sind seit über 30 Jahren in der Verwaltung tätig. Wann haben Sie gemerkt, dass der Weg in die Verwaltung der richtige für Sie ist?
Ein Grund war, dass ich nach dem Abitur mit einer Ausbildung zum gehobenen Dienst Diplomverwaltungswirt werden konnte. Ein weiterer das politische Engagement meines Onkels, der in Heringsdorf Bürgermeister war, außerdem Amtsvorsteher und Landtagsabgeordneter. Es war für mich als junger Mensch sehr spannend, diese politische Arbeit mitverfolgen zu können. Damals hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, in die Verwaltung zu gehen und Bürgermeister zu werden. Die Idee reifte während meiner Arbeit für den Kreis, als ich eng mit den Kommunen zusammenarbeitete. Irgendwann sagte ich zu meiner Frau: Bürgermeister, das will ich auch sein. Erste Anfragen habe ich dann allerdings verworfen und den Plan verschoben, weil die Kinder noch klein waren. Jetzt bin ich sehr froh darüber, dass ich gewählt worden bin.
Wie hat sich die Verwaltung seit Ihrer aktiven Zeit entwickelt?
Als ich anfing, war das Image der öffentlichen Verwaltung noch sehr gut. Dann gab es einige Jahre, in denen alte Vorurteile auftauchten. Aber seit vielen Jahren ist das Image wieder deutlich besser, weil klar geworden ist, wie vielseitig die Möglichkeiten einer Verwaltung sind. Es geht nicht nur um die Ausstellung von Personalausweisen und Baugenehmigungen, sondern um das ganze Spektrum des gemeinsamen Lebens der Menschen in einem Ort.
Warum würden Sie als Bürgermeister jungen Menschen zu einer Ausbildung in der Verwaltung raten?
Ich würde dazu raten, wenn man Interesse daran hat, sein Leben lang zu lernen und als Dienstleister tätig zu sein. Wenn man eine Tätigkeit sucht, die vieles miteinander verbindet. Eine fundierte Ausbildung – sowohl als Studium als auch als Verwaltungsfachangestellter – und vielseitige Einsatzbereiche mit guten Aufstiegsmöglichkeiten. Es ist eine Besonderheit der Verwaltung, dass man sich spezialisieren und aufsteigen kann. Außerdem gibt es viele potentielle Arbeitgeber. Ich würde es allerdings gerne sehen, wenn die Menschen, die wir ausbilden, auch bei uns blieben.
Begehrte Fachkräfte im besten Sinne…
… ja, Verwaltungsleute sind Fachleute, die knapp sind und gesucht werden. Es ist ein krisensicherer Job.
Was hat Eutin jungen Menschen, die hier leben und arbeiten möchten, zu bieten?
Zum Beispiel eine sehr gute Ausstattung mit Kindertagesstätten und Schulen. Eutin als Bildungsstandort ist unheimlich attraktiv. Außerdem gibt es ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, Vereine für fast jede Sportart, und zur Ostsee ist es auch nicht weit.
Angenommen Sie bleiben noch länger Bürgermeister: Wie sieht ein Eutin unter Ihrer Leitung in 15 Jahren aus?
Die Sanierung der Innenstadt ist abgeschlossen; wir haben eine barrierefreie Innenstadt mit neuen Geschäften und Restaurants; die Menschen sitzen in der Fußgängerzone bei bestem Wetter draußen. Das Inklusionshotel an der Stadtbucht ist etabliert, die Jugendherberge fertig. Eutin wird als Kultur-Hotspot wahrgenommen und gelebt. Wir haben attraktive Mountainbike-Strecken und bieten vielleicht eine Ostholsteinsafari an, kurzum: Eutin erlebt eine neue Blütezeit. Alle wohnen gern hier. Wir müssen neue Baugebiete ausweisen und moderne Wohn- formen entwickeln.
Ist Eutin bereits zu 100 Prozent mit Glas-Faser ausgestattet?
Da sind wir ganz weit vorn. Es fehlen nur wenige Stadtteile.
Wenn Sie einen ganzen Tag frei hätten, um Ihren Auszubildenden zu vermitteln, was das Leben in Eutin ausmacht. Was würden Sie mit ihnen unternehmen?
Ich würde eine gemischte Rad-Wandertour machen und ihnen die Highlights Eutins näherbringen. Das heißt: durch den Schlossgarten, rund um die Seen, die Badeanstalt mit Blick auf die Stadtbucht und das Schloss, Innenstadt mit verschiedenen Gebäuden. Dabei würde ich auf die wechselvolle Geschichte der Stadt und die dynastischen Verbindungen des Hauses Oldenburg in die dänischen, schwedischen und russischen Herrscherfamilien aufmerksam machen.Dann kämen sicherlich kulinarische Tipps. Wenn man in Eutin wohnt, lebt und arbeitet, ist man in erster Linie für diese Kommune tätig, aber man lebt auch in der Region. Das heißt: die Ostseeküste ist relativ nah und das gilt auch für die möglichen Freizeitaktivitäten: Baden, Segeln und Surfen. Hamburg ist nur eine Stunde entfernt, Lübeck 30 Minuten, Kiel 40. Hier zu leben, kann sehr bereichernd sein, wenn man sich öffnet und seine Grenze nicht zu eng steckt. Und wenn man mit einem guten Job auch in die Lage versetzt wird, diese vielfältigen Möglichkeiten auch wahrzunehmen – zum Beispiel in der Verwaltung – dann steht einem glücklichen Leben im Grunde nichts im Weg. Und Eutin ist natürlich der beste Ort dafür.
Erzähl mal…
Simon ist im ersten Ausbildungsjahr zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadtverwaltung Eutin.
„Mein Name ist Simon, ich bin seit Anfang August Auszubildender in der Stadtverwaltung und muss sagen: Die Ausbildung ist noch viel besser, als ich sie mir vorgestellt habe. Die Arbeit in der Verwaltung hat mich schon seit meiner Kindheit gereizt und war immer Teil meines Lebens. Meine Mutter war ebenfalls in der Verwaltung tätig, und ich habe sie früher regelmäßig zur Arbeit begleitet. Es ist total spannend, jetzt endlich unmittelbare Einblicke in den Beruf zu bekommen, den ich schon immer ausüben wollte.
Besonders die vielfältigen Aufgaben in der Verwaltungsarbeit gefallen mir sehr gut.
Weil ich für eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten kein Abitur brauche, habe ich die Schule nach der zehnten Klasse mit dem Mittleren Schulabschluss verlassen. Die Fachhochschulreife möchte ich vielleicht noch an der Berufsschule nachholen. Obwohl ich erst seit kurzer Zeit in der Stadtverwaltung arbeite, habe ich bereits viele verschiedene Bereiche kennengelernt. In der IT-Abteilung durfte ich gleich an der Website mitarbeiten und auch die Aufgaben in der Personalabteilung und der Zentrale sind unglaublich vielfältig. Von den Kolleginnen und Kollegen wird man nicht nur als Auszubilden- der gesehen, sondern als Mitarbeiter, mit dem man vernünftig reden und arbeiten kann – das ist ein sehr gutes Gefühl. Besonders die vielfältigen Aufgaben in der Verwaltungsarbeit gefallen mir sehr gut. Außerdem muss man im Kopf flexibel sein und auch mal mehrere Dinge gleichzeitig bearbeiten. Angst vor vor der Zukunft muss ich nicht haben, als Angestellter im Öffentlichen Dienst habe ich einen krisensicheren Beruf.“
Elaine befindet sich im ersten Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadtverwaltung Eutin.
„Hallo, ich bin Elaine. Während der ersten Monate meiner Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten habe ich bereits viele Abteilungen kennengelernt. Zurzeit bin ich im Haupt- und Personalamt tätig und erhalte dort Einblicke in viele verschiedene Arbeitsfelder. Mit meinen Kolleginnen und Kollegen bearbeite ich Urlaubsanträge, verfasse Arbeitsverträge und berechne die Zuschläge vom Bauhof.
Ich freue mich, einen sicheren Job in der Verwaltung in Aussicht zu haben.
Zuvor konnte ich schon eine Gemeindevertretersitzung besuchen und so zum ersten Mal Kommunalpolitik hautnah miterleben. Dort habe ich interessante Einsichten in die politische Arbeit der Gemeinden erhalten. Meine nächste Ausbildungsstation ist das Bürgerbüro. Ich freue mich schon auf den Kundenkontakt, den ich dort haben werde, denn Kommunikation ist meine große Stärke. Die Reaktionen der Bürger sind vermutlich überwiegend positiv. Mit den Unzufriedenen werde ich wohl gut auskommen, weil ich bereits zwischen meinem Abitur und der Ausbildung viel Erfahrung mit Menschen in der Gastronomie gesammelt habe.
Nach dem Ende meiner Ausbildung könnte ich mir vorstellen, im Ordnungs- oder Standesamt zu arbeiten. Für Trauungen müsste ich allerdings eine Zusatzqualifikation erwerben. Ich freue mich, einen sicheren Job in der Verwaltung in Aussicht zu haben. Die sehr gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefällt mir ebenfalls.“
TEXT Lutz Timm
FOTOS Sebastian Weimar