Azubis werben Azubis auf der Ausbildungsmesse in Satrup 2022

Azubis werben Azubis auf der Ausbildungsmesse in Satrup 2022

Zwischen Schlei, Ostsee und Nordsee liegt Mittelangeln. Im September dieses Jahres fand – zentral in Mittelangeln gelegen – in Satrup die Berufsorientierungsmesse „Azubis werben Azubis” statt. In der Turnhalle der Regenbogenschule hatten sich 34 Aussteller eingefunden, um den Schülerinnen und Schülern der Region von ihren Ausbildungsmöglichkeiten zu berichten. Mit Erfolg: Ungefähr 500 Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Jahrgangsstufe der Struensee Gemeinschaftsschule und des Bernstorff-Gymnasiums konnten mit Arbeitgebern, Ausbildungsleiterinnen und -leitern und Azubis ins Gespräch kommen.

Zu Beginn der Veranstaltung hat Bernd Karde das Wort. Gemeinsam mit dem Orga-Team des Innovationskreises Satrup 2012 eröffnet der Bürgervorsteher von Mittelangeln die Messe. „Heute ist ein Tag, um sich Gedanken darüber zu machen, was ich werden will und vor allem auch, was ich werden kann. Ich hoffe, dass viele Schülerinnen und Schüler mit zumindest einer Idee nach Hause gehen”, so Karde. Um den regionalen Unternehmen bei der Nachwuchssuche zu helfen, hat der Innovationskreis Satrup 2012 diese Messe ins Leben gerufen.

Ein Mann spricht in ein Mikro.

Bernd Karde vom Innovationskreis Satrup 2012 eröffnet die Messe.

Wir von ME2BE verlassen unseren Stand und beginnen unseren Rundgang in einer der zwei Sporthallen. Zunächst treffen wir auf das Team des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), das seinen Sitz in Flensburg hat. Das KBA bildet derzeit in sieben verschiedenen Berufsbildern aus. Sabine Baxmeier, Sachbearbeiterin für Aus- und Fortbildung, unterstützt die Auszubildenden an ihrem Messestand. „Die Ausschreibungen für nächstes Jahr sind eigentlich schon abgelaufen, aber wir haben für 2023 definitiv noch einige Plätze für Azubis frei”, so Baxmeier. „Wir bilden sehr gute Fachkräfte aus.” Die angehenden Fachkräfte hat Baxmeier allerdings auch schon mitgebracht. Kevin, Nicolas und Lucas vertreten die Azubis des Kraftfahrt-Bundesamts. Lucas, in der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, unterstützt das heutige Team. „Verwaltung ist gar nicht so trocken, wie man denkt. Mir gefällt es sehr gut.” Auch sein Kollege ist mit seiner Berufswahl zufrieden. Kevin, ist zwar schon 31 Jahre alt, hat aber vor seiner Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung bereits Physik und Informatik studiert. „Ich habe sehr schnell festgestellt, dass mir eine Ausbildung eigentlich viel besser gefällt, weil man so eng mit Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeitet. Im Studium bekommt man viele Konstrukte gezeigt, die mit der Realität wenig zu tun haben”, so Kevin.

Drei junge Männer und eine junge Frau stehen an ihrem Stand.

Kevin, Nicolas und Lucas unterstützen Sabine Baxmeier dabei, neue Auszubildende für das Kraftfahrt-Bundesamt zu gewinnen.

Neben unserem Stand treffen wir das Team von der Krones AG. Krones baut Anlagen für die Getränkeindustrie und Nahrungsmittelhersteller. Sarah-Kim ist eine der wenigen Mechanikerinnen in ihrem Berufsfeld. „Ich war schon immer von Maschinen fasziniert. Mein Vater hat mir auch sehr früh Werkzeuge in die Hand gelegt und mir gezeigt, wie man sie benutzt”, erzählt sie. „Ich war auf dem RBZ Eckener-Schule in Flensburg. Dort hat man meine Interessen gefördert und durch ein Praktikum habe ich schließlich den Beruf des Konstruktionsmechanikers kennengelernt”, erinnert sich Sarah-Kim. Sie schwärmt von großen Maschinen und dem Projekt, welches sie im ersten Lehrjahr mit erarbeitet hat. Um die eigene Fingerfertigkeit zu schulen, dürfen Auszubildende an einem Modell sägen, fräsen und drehen. „Jeder arbeitet zwar an seinem eigenen Stück, aber es ist toll, dass im ersten Lehrjahr alle Auszubildenden unabhängig von ihrer Ausbildung zusammenkommen und diese Aufgabe gemeinsam erarbeiten.” Auch Personalerin Johanna Jürß schätzt ihren Arbeitgeber: „Knapp 17.000 Menschen arbeiten für Krones weltweit. Und jeder hat individuelle Stärken und Entwicklungsfelder. Wir hoffen, dass wir hier in Satrup den einen oder anderen von uns überzeugen können”, so Jürß.

Ein junger Mann und zwei junge Frauen stehen an ihrem Stand.

Jannik Hansen, Johanna Jürß und Sarah-Kim Clausen sind drei von 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Krones AG.

Wer hungrig über die Messe geht, bleibt vielleicht gerne bei DöllingHareico Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG stehen. Das Unternehmen hat nicht nur seinen Sitz in Satrup, es bildet auch dort und in Böklund aus. Dafür benötigt das Unternehmen nicht nur Nachwuchsfachkräfte für Lebensmitteltechnik, sondern es müssen auch andere technische Bereiche bedient werden. Azubi Sebastian weiß: „Wir bilden in fünf verschiedenen Berufen aus.” Auf Nachfrage, was an seinem Arbeitgeber DöllingHareico besonders interessant für potentielle Azubis ist, antwortet er: „Wir haben in Satrup ein Technologie-Zentrum, welches fast 1000 Quadratmeter groß ist. Als eines der wenigen Unternehmen in der Fleischbranche sind wir dazu in der Lage, hier auch auf pathogene Keime zu testen.” Und das ist für Kundinnen und Kunden, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lebensmittelbranche besonders wichtig. Insgesamt beinhaltet diese Branche viele Bereiche, in denen sich individuelle Karriereperspektiven entdecken lassen: Mikrobiologie, Chemie, Molekularbiologie, Sensorik und Verpackungstechnik sind da nur der Anfang.

Vier Jungs in weißen T-Shirts stehen an ihrem Stand.

Bei Lennard, Khalil, Justin und Sebastian geht es buchstäblich um die Wurst. Bald sind sie ausgelernte Fachkräfte bei DöllingHareico.

Am Stand nebenan bei der Arctos Industriekälte AG in Sörup werden Ingenieure und Servicetechniker beschäftigt und auch ausgebildet. Interessant ist ebenfalls der eher unbekannte Ausbildungsberuf Kältemechatroniker. Pascal, Azubi im ersten Lehrjahr, erzählt: „Unsere Anlagen arbeiten beispielsweise mit Prozessgas oder Kondensationskühlprozessen. Es gibt Unterschiede zwischen Kühlen oder Frosten Gefriertrocknen.” Seine erste Ausbildung musste Pascal leider aufgrund von Infrastrukturproblemen abbrechen. Jetzt liegt sein Arbeitgeber Arctos nur ein Dorf entfernt und kann mit dem Fahrrad erreicht werden. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern entspricht auch einer Erkenntnis des Flensburger Berufsbildungsforschers Dr. Hjelm-Madsen. Demnach suche die Mehrzahl der Schulabsolventen im direkten Umfeld des eigenen Wohnorts ihren ersten Ausbildungsplatz. Pascal ist jedenfalls sehr zufrieden mit seiner Berufswahl: „Nun kann ich länger schlafen, habe noch etwas vom Tag und gefallen tut mir mein Job sowieso.” In der dualen Ausbildung lernen Mechatroniker wie Pascal unter anderem die Programmierung, Wartung und Reparatur von Anlagen. In Zukunft wird diese Branche vor allem in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr interessant werden.

Ein junger Mann steht neben einem Kühlaggregat.

Pascal mag es kalt und ist deswegen angehender Mechatroniker für Kältetechnik.

Wir gehen weiter und kommen an den Stand eines Unternehmens, das zwar seinen Sitz in Sörup hat, aber seine Anlagen und Behälter weltweit vertreibt. „Wenn wir zum Arzt gehen und uns impfen lassen, dann muss der Behälter, der den Impfstoff enthält, steril sein. Unsere Anlagen sorgen für diese Sterilität der Komponenten”, betont die technische Produktdesignerin Maja das Tätigkeitsfeld ihres Arbeitgebers. Zusammen mit ihrem Kollegen Jakob erklärt sie den interessierten Schülerinnen und Schülern, was sich hinter Abcheckern, Drahtziehern, Metalheads und Ähnlichem versteckt. So werden bei ATEC Pharmatechnik GmbH nämlich die über zwanzig Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten gegliedert. Um den Schülerinnen und Schülern den Einstieg ins Gespräch zu erleichtern, dürfen diese zunächst an einem Glücksrad drehen. Ein Schüler gesellt sich zu uns und dreht: Maschinenmaler. Damit hat er glücklicherweise genau Majas Beruf getroffen und sie berichtet ihm davon, dass ein technischer Produktdesigner Produkte, Bauteile und Baugruppen oder Gesamtanlagen ganz nach Kundenwunsch entwirft und konstruiert. Während der Schüler sich weiter informiert, erzählt uns Jakob, dass er für seinen Traumjob extra 120 Kilometer von seinem Heimatort weggezogen ist. „Ich habe bei meinen Eltern eine Lehre absolviert, aber um in dem Bereich erfolgreich tätig zu sein, musste ich mir einen anderen Betrieb aussuchen. Viele können sich gar nicht vorstellen, was Atec macht, aber wir bedienen eine Marktnische und das ist wiederum total spannend”, so Jakob.

Eine junge Frau zeigt einem Schüler einen Plan.

Maja von Atec erklärt, wie eine Anlage konzipiert wird.

Einige Schritte weiter bleiben wir bei der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) stehen. Das Unternehmen mit einer rund 150-jährigen Tradition ist Spezialist für die Herstellung, Umrüstung und Reparatur von Rad- und Kettenfahrzeugen. Bei FFG sind viele verschiedene Berufsgruppen beschäftigt: Ingenieure, Konstrukteure, Elektroniker, Programmierer, Kfz-Mechatroniker und Kaufleute. Vor Knuth Behrens, Leiter für gewerbliche Ausbildungen, steht ein kleines Modell. Auf Nachfrage erfahren wir, dass es sich hierbei um einen sogenannten Wisent handelt. Basis für dieses Kettenfahrzeug bildet das Kampfpanzer-Leopard-2-Fahrgestell. „Und das alles made in Flensburg!”, lacht Knuth Behrens.

Ein Team aus sechs Menschen steht an ihrem Stand.

Patrick Felgendreher, Nicolas Barth, Eric Skehr, Knuth Behrens, Michelle Petersen und Naja Wiederhöft kennen sich mit Fahrzeugen aus.

Für die vielen Jugendlichen ist diese Messe ein wichtiger Schritt im Hinblick auf ihre Berufsorientierung: „Ich kann einfach mal alle Fragen stellen, die ich so habe”, so ein Schüler. Eine andere Schülerin erzählt, dass sie den Kontakt vor Ort angenehmer findet, weil man auch als schüchterne Person schneller auf spannende Gesprächsthemen stößt. Viele erwähnen aber auch, dass eine Messe nur eine Ergänzung zu ihrer Berufssuche bleibt. Die meisten haben bereits ziellos im Internet nach Ausbildungen gesucht. Am Stand von ME2BE lernen die Schülerinnen und Schüler unsere Online-Plattform DIGI:BO kennen. Hier finden sie umfassende Infos zu regionalen Betrieben sowie weitere Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten – perfekte Bewerbungstipps in unserem Ratgeber inklusive.

Viele Schüler stehen am Stand von MEBE.

Julian, IT Spezialist bei ME2BE wird von einer Gruppe Schülern umringt.

Und wen konnten die Schülerinnen und Schüler noch auf der Messe sehen, ansprechen und kennenlernen? Vielversprechende Karriereinformationen gab es unter anderem an den Ständen des Deutschen Roten Kreuzes – DRK e. V., der Queisser Pharma GmbH & Co. KG oder auch der Flensburger Wirtschaftsschule RBZ AöR.

Wir finden: Die „Azubis werben Azubis„-Messe in Satrup ist eine großartige Gelegenheit für regionale Unternehmen und Einrichtungen, sich vorzustellen und den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welche attraktiven beruflichen Perspektiven sich ihnen in ihrer Nähe eröffnen. Bis zum nächsten Mal!

Euer ME2BE-Messeteam

TEXT UND FOTOS Patricia Rohde