Filmemacher Michael David Pate

Filmemacher Michael David Pate

H-E-I-D-E-W-O-O-D

Ritter St. Georg steht in silberner Rüstung auf dem Leib eines auf dem Rücken liegenden Drachen und stößt seinen Speer in dessen Rachen. Blutroter Hintergrund. Was sich anhört, wie die Regieanweisung im Drehbuch eines Fantasy-Movies, ist in Wirklichkeit die Beschreibung des Heider Stadtwappens. Passt irgendwie zu dem Promi, den wir in Heide gesucht und gefunden haben: Filmemacher Michael David Pate. 

EIne illustrierte Filmklappe. Geboren wurde Michael 1980 in Heide. Mit vier Jahren zog er mit seinen Eltern nach Norditalien. Acht Jahre verbrachte er in Mailand, Venedig und der Toskana, immer dort, wo sein Vater Engagements als Zauberkünstler annahm. Als die Familie 1993 nach Heide zurückkehrte, wurde Michael mit 13 Jahren im Werner-Heisenberg-Gymnasium „eingeschult“. Seitdem lebt und arbeitet der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in Heide. Wir haben kurz vor seinen Dreharbeiten zu seinem zweiten Kinofilm „Kartoffelsalat“ mit
ihm gesprochen, der im Sommer 2015 in die deutschen Kinos kommen wird.

Moin Michael, warum wird dein Name englisch ausgesprochen?
Weil mein Vater aus New York stammt.

Wo lebst und arbeitest du im Moment?
In Berlin, Rom, Los Angeles?
Nee, nee, meine Firma Take25pictures GmbH sitzt in Lunden. Aber durch den Job komm ich auch rum. Und ich wohne direkt in der Heider Innenstadt, am Marktplatz.

Echt, dann kennst du bestimmt auch die guten Süßkartoffel-Pommes aus Heide?
Ja, logisch, die sind der Knaller.

Wie war das, als du mit 13 in Heide zur Schule kamst?
Sprachlich war es schwierig, weil ich nur Basis-Deutsch sprach. Ich hab dann beschlossen, ein Buch zu schreiben, um die Sprache zu lernen. Ein halbes Jahr später war ich Klassenbester in Deutsch.

Was waren deine Lieblingsfächer?
Kunst an allererster Stelle, Englisch war ein Heimspiel und Deutsch natürlich.

Wie bist du nach dem Abi zum Filmemachen gekommen?
Das ging vor dem Abi los. Als Kind hab ich mit meinem Bruder begonnen, Filme nachzuspielen, zum Beispiel „Batman“ und „Jurassic Park“. Als ich mit 15 die JVC-Videokamera von meiner Oma bekam, war es endgültig um mich geschehen! Die Kamera hab ich heute noch.

Unterschrift

Hast du denn eine Ausbildung als Filmemacher gemacht?
Nein. Ich hab mir alles selbst beigebracht. Fragt man Tarantino, welche Ausbildung er gemacht habe, erhält man die Antwort: „Ich hab Filme geguckt!“ So denke ich auch.

Kann man als Filmemacher in Heide leben und arbeiten?
Ja, das geht. Ich bin ja vierfacher Vater und habe familiäre Verpflichtungen. Ich konnte nicht so wie mein Bruder Miguel einfach losdüsen und bei Tarantino Regieassistenz machen. Deshalb habe ich aus der Not eine Tugend gemacht, hab Drehbücher geschrieben, den Verein „Projekt Kino“ und eine Firma gegründet. Ich musste Wege suchen, um meine Leidenschaft von hier aus zu leben.

Dein Bruder war bei Tarantino Regieassistent? Erzähl mal.
Ja, bei den vorigen beiden Filmen gehörte Miguel zu seinem engeren Stab. Für den neuen Tarantino war er auch angefragt. Miguel hat aber abgesagt und sich für meinen Film „Kartoffelsalat“ entscheiden!

Was gefällt dir an Heide und deiner Heimat am besten?
Ganz klar … die Luft! In Los Angeles zum Beispiel ist es heiß und trocken und die Luft ist so smoggy. Hier ist die Luft einfach geil! Man schmeckt die Nordsee in der Lunge.

Und was magst du an den Menschen hier?
Die Heider sind unkompliziert. Und film-affin. Bei unserem ersten Film „Gefällt mir“ haben wir im „Lichtblick“ vier Premieren gefeiert. Die haben uns echt die Bude eingerannt. Alle Premierenvorstellungen waren ausverkauft. Der Film lief dann noch zehn Wochen. Völlig geil.

Was ist deine Stärke?
Nicht zu wissen, was nicht geht.

Hast du einen Lieblingsfilm?
Aktuell die Serie Breaking Bad.

Dein Lebensmotto?
Don‘t control my Rock ‘n‘ Roll.

Wenn du einen Film über Heide machen solltest … Wie würde der heißen?
„Heidewood.“ Es ist sowieso mein Plan, irgendwann hier in der Gegend eine Stelltafel mit den Buchstaben H-E-I-D-E-W-O-O-D aufzustellen.

Hast du vielleicht einen Tipp für Schüler, die vor der Berufswahl stehen?
Ja. „Der kürzeste Weg ist der gerade Weg.“ Wenn du ein Ziel hast, dümple nicht rum, sondern handle zielorientiert. Und wenn du Filme machen möchtest, red nicht drüber … Schnapp dir ‘ne Kamera und dreh los.

TEXT Christian Dorbandt
FOTO take25pictures GmbH