Interview mit Reinhard Meyer und Britta Ernst

Interview mit Reinhard Meyer und Britta Ernst

Britta Ernst, Ministerin für Schule und Berufsbildung, und Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, über die Suche nach dem richtigen Beruf, der richtigen Ausbildung und dem richtigen Unternehmen

Das Bündnis für Ausbildung ist nun in der Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ aufgegangen. Ist die duale Berufsausbildung damit fit für die Zukunft?
REINHARD MEYER: Die duale Berufsausbildung ist damit nicht nur fit, sie macht auch fit für die Zukunft. In der Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ arbeitet die Landesregierung mit allen wichtigen Partnern daran, die Wirtschaft in Schleswig-Holstein bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen. Hier werden viele Aktivitäten aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt. Ein sehr wichtiger Schwerpunkt ist es, die Attraktivität der dualen Ausbildung ständig zu verbessern. Denn diese ist nicht nur das beste Instrument, die Wirtschaft mit Fachkräften zu versorgen, sie ist auch ein sehr guter Weg, junge Menschen fit für ihr berufliches Leben zu machen.

BRITTA ERNST: Sie ist nicht nur fit für die Zukunft, wir werden im Ausland um sie beneidet. Derzeit gibt es fast 350 anerkannte Ausbildungsberufe in ganz Deutschland, von denen circa 277 Berufe auch in Schleswig-Holstein ausgebildet werden. Im Schuljahr 2012/13 gab es in Schleswig-Holstein 58.259 Auszubildende, die an den 33 Beruflichen Schulen des Landes ausgebildet wurden. Damit ist die Ausbildung im dualen System für die meisten Jugendlichen in Schleswig-Holstein der Weg in die Arbeitswelt.

Welche Karriereperspektiven bietet das Land für junge Leute mit einer abgeschlossenen Ausbildung, die sich gegen ein Studium entschieden haben?
ERNST: Wenn es keine Perspektive gibt, gehen junge Menschen andere Wege. Die Zukunftsfähigkeit unserer Region wird entscheidend davon abhängen, wie es uns gelingt, Fach- und Leitungskräfte in der Region zu halten. Die Fachschulen sind hier das Bindeglied zwischen akademischer und beruflicher Bildung und sie sind sehr wichtig. Staatlich geprüfte Techniker und staatlich geprüfte Betriebswirte sind für Unternehmen genauso wichtig wie die akademisch ausgebildete Fachkraft, mitunter sind sie für ein mittelständisches Unternehmen sogar wichtiger. Die Zukunft des Handwerksmeisters ist manchmal besser als die des Akademikers. Das erkennen Jugendliche zunehmend und entscheiden sich nach dem Abitur für eine duale Ausbildung mit anschließender beruflicher Weiterbildung.

Wem würden Sie ein duales Studium ans Herz legen, das eine Berufsausbildung mit einem Studium verbindet?
MEYER: Diese Art des Studiums eignet sich für alle, die studieren wollen, denen aber nicht nur die reine Theorie wichtig ist, sondern die sich auch ein praktisches Fundament für die spätere Berufspraxis wünschen. Für diejenigen, die schon früh eigenes Geld verdienen möchten und eine spätere Führungsposition anstreben, ist dieser Weg wie geschaffen. Die Kombination von Lehre und Studium bietet eine hervorragende Verbindung von Theorie und Praxis und ermöglicht das Erreichen von zwei berufsqualifizierenden Abschlüssen in kurzer Zeit. Das ist eine gute Ausgangsbasis für das spätere Berufsleben.

ERNST: Das duale Studium wird – auch in Schleswig-Holstein – zunehmend zu einer Erfolgsgeschichte. Für Schülerinnen und Schüler mit Fachhochschulreife oder dem Abitur ist das duale Studium eine Alternative zum reinen Hochschulstudium, wenn Interesse an einer Berufsausbildung besteht. Die Zahl der Betriebe, die diesen Weg mitgehen, wächst ständig, darüber freue ich mich sehr.

Was raten Sie Schulabgängern mit und ohne Abi, die ihren Traumberuf noch nicht gefunden haben?
MEYER: Sich umsehen, fragen und ausprobieren – kurz: aktiv sein. Das würde ich jungen Menschen raten, die sich noch nicht entschieden haben. Die beste Entscheidungshilfe ist immer, die Dinge „live“ zu betrachten. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, vom Schnupperstudium bis zum Praktikum. Nutzen Sie so viele Informationsmöglichkeiten wie möglich. Die Hochschulen, die Kammern und die Bundesagentur für Arbeit bieten Orientierung und Beratung im Internet, aber auch im persönlichen Gespräch. Und, ganz wichtig, sich nicht nur auf einen Beruf fokussieren, sondern auch Alternativen oder einen „Plan B“ in Betracht ziehen. Manchmal eröffnet ein kleiner Umweg neue Möglichkeiten, ein Ziel zu erreichen.

TEXT & FOTOS Land Schleswig-Holstein

Dieser Beitrag stammt aus der Sonderveröffentlichung zur Dualen Ausbildung EINBLICK
in Schleswig-Holstein. Das gesamte Magazin gibt es hier.