Im Wald bei (fast) jedem Wetter

Im Wald bei (fast) jedem Wetter

Die Ausbildung zum Forstwirt bei der Hansestadt Lübeck ist für Bastian Rösler (20) genau das Richtige. Einen Schreibtischjob konnte er sich noch nie vorstellen.

Bastian Rösler ist auf einem Resthof mit vielen Pferden aufgewachsen. „Da war ich einfach immer draußen.“ Schon von klein auf fasste er auf dem Hof mit an, fuhr als Jugendlicher Trecker und schnitzte Figuren aus Holz. Nach dem Realschulabschluss in Plön absolvierte Bastian dann ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Erlebniswald Trappenkamp und war sich danach ganz sicher: Der Wald ist für ihn der einzig richtige Arbeitsplatz.

Er bewarb sich für die dreijährige Ausbildung zum Forstwirt bei der Hansestadt Lübeck. Der Lübecker Stadtwald ist unter Fachleuten in ganz Deutschland bekannt, weil er schon seit 1994 nach dem Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ bewirtschaftet wird. Das bedeutet: umweltfreundlich, aber trotzdem mit Gewinn für die Hansestadt. Manchmal kommen hier auch Pferde beim Holzrücken zum Einsatz. Alltag ist das jedoch nicht, die meisten Stämme werden mit Motorfahrzeugen abtransportiert.

Die Motorsäge hat der Forstwirt im Herbst und Winter oft in der Hand. Damit werden Bäume gefällt, die dick genug sind, um verkauft und zu Möbeln verarbeitet zu werden. Im Frühjahr pflanzen Bastian Rösler und seine Kollegen dann junge Bäume nach, die mit Zäunen vor Rehen geschützt werden müssen. Bei starkem Regen ziehen sie sich in eine Schutzhütte zurück. Auch bei starkem Wind darf nicht gearbeitet werden, denn das wäre zu gefährlich.

Bastian Rösler hat wie alle Bewerber an einem Einstellungstest teilgenommen. „Im theoretischen Teil wurde zum Beispiel nach Namen von Bäumen, Vögeln und Pflanzen gefragt. Im praktischen Teil sollten wir dann unter anderem ein Loch im Boden ausheben. Einige haben sich damit richtig schwer getan.“ Bastian nicht – und er ging noch am gleichen Tag mit der Zusage nach Hause. Was nach der Ausbildung kommt, weiß der Azubi im 3. Lehrjahr schon genau: Er will die Fachhochschulreife nachholen und dafür eine Schule in Niedersachsen besuchen, die die Fachrichtung Forstwirtschaft anbietet. Danach will er Forstwirtschaft an der Uni in Göttingen studieren. Als Förster wird er den Wald vor allem überwachen, selbst aber kaum noch eine Säge in die Hand nehmen. „In den nächsten Jahren gehen viele ältere Förster in den Ruhestand. Da haben wir Jüngeren ganz gute Chancen.“

Text Sabine Spatzek
Fotos Stadt Lübeck