„Heide ist eine coole Stadt“

„Heide ist eine coole Stadt“

Bürgermeister Ulf Stecher über das Grönemeyer-Konzert, den größten Marktplatz Deutschlands und eine attraktive Ausbildung im Rathaus

Seit über 13 Jahren leitet Bürgermeister Ulf Stecher (CDU) die Verwaltung der Kreisstadt im Herzen Dithmarschens. Der 49-jährige Jurist schaffte es 2002, frischen Wind ins Rathaus der 22.000-Einwohnerstadt zu bringen (Wahlslogan: „Den Neuanfang wählen!“). Bevor er erstmals die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in Heide für sich gewinnen konnte, hat er mit dem Realschulabschluss ganz klein angefangen – als Azubi zum Verwaltungsfachangestellten. Nach der Bundeswehr und dem Abi auf dem zweiten Bildungsweg studierte Ulf Stecher Jura und bewarb sich für das Bürgermeisteramt in Heide. Nach acht Jahren Amtszeit bestätigten die Heider ihn 2010 mit 88,2 Prozent als Bürgermeister.

ME2BE: Herr Stecher, wie hat es die Stadt geschafft, einen Superstar wie Herbert Grönemeyer für ein Open-Air-Konzert nach Heide zu locken? 2015 erlebten 16.000 Zuschauer den Sänger live auf dem Marktplatz.
Ulf Stecher: Fairerweise muss man sagen, dass zwei Event-Veranstalter vorgeschlagen haben, ein großes Open-Air-Konzert auf unserem Marktplatz zu organisieren. Irgendwann habe ich mit dem Tourveranstalter von Grönemeyer bei schönstem Sommerwetter in einem Café zusammengesessen. Er war total begeistert, weil der größte Marktplatz Deutschlands den optimalen Rahmen für ein so großes Konzert bietet – wobei die Fans auf dem Pflaster naturgemäß nicht in Matschwüsten herumlaufen müssen und das Flair mitten in der Stadt ganz besonders ist. Das Problem war, dass ich über Monate niemandem verraten durfte, dass Herbert Grönemeyer tatsächlich nach Heide kommt.

Wie hat Heide vom Grönemeyer-Konzert profitiert?
Wir haben ein gewaltiges Medienecho erlebt – Zeitungen, Radio und Fernsehen haben intensiv berichtet. Dabei ist die Botschaft rübergekommen: Heide ist eine coole Stadt, in der etwas los ist. Für das Image der Stadt hat es unheimlich viel gebracht. Das Geniale bei dieser Großveranstaltung, bei der 16.000 Karten verkauft wurden, war: Das Wetter war sommerlich, die Stimmung hervorragend – einfach ein unvergessliches Erlebnis. Man spürte, dass sich auch Grönemeyer hier wohl gefühlt hat: Er hat wesentlich mehr Zugaben gegeben als geplant. Und das Schöne: Weder bei der Polizei noch bei der Stadt ist eine einzige Beschwerde eingegangen!

Mussten die Mitarbeiter im Rathaus bei der Vorbereitung des Grönemeyer-Konzertes mit anfassen, die Azubis inbegriffen?
Ganz viele Dinge müssen vor so einer Veranstaltung im Rathaus erledigt werden: Das reicht von der Erstellung des Sicherheitskonzeptes über Abstimmungen mit der Polizei und anderen Behörden bis zur Koordinierung der Aufbauarbeiten auf dem Marktplatz. Auch ein Verkehrskonzept samt Bus-Shuttle, Umleitungen und zusätzlichen Parkplätzen muss erstellt werden. Und nicht zuletzt unterstützen wir mit unserer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit das Marketing einer solchen Großveranstaltung. Sicher haben etwa 20 Leute in dienstlicher Funktion mit der Vorbereitung zu tun gehabt. Auch die Auszubildenden sind eingebunden gewesen. Der Heider Marktfrieden würde übrigens ohne unsere Azubis gar nicht richtig funktionieren: Sie helfen bei den Kinderspielen, betreuen die Gäste und organisieren eine Menge. Wir sind eben keine dröge Verwaltung, sondern arbeiten in einer Stadt, in der etwas los ist.

In Heide ist immer was los – speziell der Heider Marktfrieden mit seinem mittelalterlichen Markttreiben, den Sängern und Tänzern spricht alle Altersgruppen an. 

Um gute Nachwuchskräfte für die Verwaltung zu bekommen, wirbt das Rathaus ja auch mit attraktiven Ausbildungsplätzen. Warum?
Die Stadtverwaltung in Heide ist noch überschaubar – mit 90 Mitarbeitern im Rathaus und 200 insgesamt vom Bauhof über die Volkshochschule bis zur Stadtbücherei. Die Kolleginnen und Kollegen kennen sich, die Wege sind kurz. Die Auszubildenden durchlaufen bei ihrer Ausbildung zum/zur Verwaltungsfachangestellten alle Abteilungen im Rathaus vom Bürgerbüro über die Finanzverwaltung bis zur Bauverwaltung und andere mehr. Darüber hinaus hospitieren sie auch in anderen Einrichtungen der Stadt wie im Museum, in der Schule oder in der Stadtbücherei und auch mal im Jobcenter. Wir bieten so eine bunte Vielfalt in der Ausbildung.

Und auf welche großen Stars können sich junge und ältere Menschen in Heide
künftig freuen?
Wir sind tatsächlich im Gespräch mit Veranstaltern, so viel kann ich schon mal verraten. Es wäre schön, wenn wir alle zwei Jahre ein Open-Air-Konzert bringen könnten – immer abwechselnd mit dem Heider Marktfrieden, der auch alle zwei Jahre stattfindet. Ich wäre glücklich, wenn wir im Sommer 2017 wieder einen Popstar auf unserem Marktplatz begrüßen könnten.

Welche Projekte sollen Heide künftig noch attraktiver machen?
Wir arbeiten derzeit an der Heider Marktpassage an der Westseite des Marktplatzes. Das wird eine attraktive, große Einkaufsmall, an die sich künftig Kaufland als großer Vollsortimenter mit zwei Parkdecks anschließen wird. Das wird der Startschuss, um die Innenstadt teilweise neu zu gestalten. So werden wir den Südermarkt vergrößern. Ein Teil der Großen Westerstraße wird zur Fußgängerzone, dort wird es viel Leben mit Außengastronomie geben. Wir wollen, dass die Menschen gerne in unserer Innenstadt verweilen, deshalb müssen wir sie immer attraktiver machen.

Wie kann Heide speziell junge Leute locken?
In Heide ist immer was los – speziell der Heider Marktfrieden mit seinem mittelalterlichen Markttreiben, den Sängern und Tänzern spricht alle Altersgruppen an. Besonders junge Leute zwischen 15 und 25 gehen unheimlich gerne dorthin. Wir haben eine vergleichsweise große Auswahl an Sportangeboten – von Fitnesscentern bis zu einer Vielzahl an Sportvereinen. Die Studierenden der Fachhochschule gehen gerne in eine der gemütlichen Kneipen oder wie alle jungen Leute ins Kino. Zudem haben wir ein großes Bildungsangebot in der Stadt. Und wer sich auf unserem Stadtportal www.heide.de umschaut, wird schnell merken: In Heide ist tatsächlich immer viel los!

TEXT Joachim Welding
FOTO Michael Ruff