Eckernförde: Naturparadies mit Altstadt und Ostseeanschluss

Eckernförde: Naturparadies mit Altstadt und Ostseeanschluss

Abseits der großen Urlauberströme hat sich an Schleswig-Holsteins Ostseeküste eine touristische Perle entwickelt: Die ehemalige Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz Eckernförde lockt mit seinem vier Kilometer langen Sandstrand, einer malerischen Altstadt und einem urigen Hafen. Vor allem Naturfreunde und Familien wissen den sanften Tourismus in der 22.000-Einwohner-Stadt zu schätzen. Seit 2012 darf sich Eckernförde „Fairtrade-Stadt“ nennen. Neben der Bundesmarine als größtem Arbeitgeber bieten viele kleine und mittelgroße Unternehmen Ausbildungsplätze an.

Wenn Spaziergänger entlang des Stadt-Rundwanderweges Orchideen bewundern und in den Feuchtgebieten Grasfrösche, Erdkröten und Molche vernehmen können, dann ist das für Eckernförde kein Zufall. Systematisch arbeitet die Hafenstadt seit Jahren darauf hin, alternative Energien zu fördern, umweltgerechte Wohngebiete zu planen und die Natur zum Erblühen zu bewegen. Das brachte ihr bisher fünf Preise ein. 2012 wurde sie offiziell zur zweiten Fairtrade-Stadt Schleswig-Holsteins ernannt. Mittlerweile bieten hier über 20 Geschäfte und Gastronomiebetriebe fair gehandelte Produkte an.

Man spürt schnell, dass etwas anders ist: Die Wohngebiete sind verkehrsberuhigt, mit üppigen Grünanlagen und Teichen durchsetzt. An vielen Einfamilienhäusern fallen die schwarz glänzenden Solaranlagen auf, deren Einbau die Stadt fördert. Selbst in Gewerbegebieten blüht und grünt es, das „Technik- und Ökologiezentrum“ (TÖZ) gehört zu den bundesweit beachteten Gewerbe-Projekten. Hier haben sich 50 junge Hightech-Unternehmen angesiedelt. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, lernt das geschlossene Wegenetz meist abseits der großen Straßen zu schätzen.

Eckernförde aus der Luft: Der Minigolfplatz und der Strand.

Eckernförde aus der Luft: Der Minigolfplatz und der Strand.

Naheliegend im doppelten Wortsinne ist es für die Hafenstadt, den Besuchern die Ostsee und deren Lebewesen nahe zu bringen. Direkt an der Strandpromenade mit Kurpark gelegen, führt das „OstseeInfoZentrum“ (OIZ) in die geheime Unterwasser-Welt ein. Erlaubt ist hier, im Fühlbecken Seesternen mal über den Rücken zu streicheln oder einer Scholle gleichsam die Flosse zu reichen. In den Aquarien tummeln sich Tiere, die auch nebenan in der Eckernförder Bucht zu Hause sind: Seehasen, Aalmuttern, Seeskorpione, Dorsche, Krebse, Muscheln und Seesterne. Mit Experten des Zentrums kann man das Leben am Strand, im Ostsee-Wasser oder an der nahe gelegenen Steilküste näher kennenlernen.

Naturerfahrung schreibt auch das „Umwelt-InfoZentrum“ groß. Diese Einrichtung liegt ebenfalls am Wasser, allerdings nicht an der Ostsee, sondern am Windebyer Noor. In Nachbarschaft dieses großen, abgespaltenen Wasserarms der Ostsee blüht ein üppiger Öko-Sommergarten. International beachtet wird das Green Screen Naturfilmfestival, das Filmemacher und Kinobesucher aus ganz Deutschland in den Norden lockt. Während die Natur- und Umweltschutz-Bestrebungen der Stadt neueren Datums sind, kann Eckernförde auf seine 170-jährige Tradition als Seebad verweisen. Entlang der malerischen, aus alten Fischerhäusern bestehenden Altstadt verläuft der Sandstrand, der sich vier Kilometer lang bis zur Altenhofer Steilküste erstreckt. Spaziergänger können auf der häufig gewundenen Promenade die Sicht auf die Bucht genießen oder sich in Strand-Restaurants stärken.

Unmittelbar an den Strand grenzt der Hafen, in dem neben Segeljachten auch Fischerei-Schiffe und alte Segelschoner festmachen. Eine hölzerne Klappbrücke führt über den Binnenhafen zum Borbyer Ufer auf die Nordseite der Stadt. Wer hier an der Promenade entlangflaniert, kommt an stattlichen Villen und dem größten Yachthafen Schleswig-Holsteins vorbei und gelangt schließlich zum einzigen Uboot-Hafen der deutschen Marine. Die schwarzen Kolosse liegen hier, schon von Weitem sichtbar, aufgereiht an den Piers. Sie können an „Tagen der offenen Tür“ von außen und manchmal auch von innen besichtigt werden.

Die Bundesmarine ist mit rund 2.200 Arbeitsplätzen in zwei Kasernen und der „Wehrtechnischen Dienststelle WTD 71“ der größte Arbeitgeber und Ausbilder Eckernfördes. Der Marinestützpunkt beheimatet zahlreiche Dienststellen und Teile der Bundeswehr sowie anderer Behörden: Das „1. Ubootgeschwader“ und das „Ausbildungszentrum Uboote“ ebenso wie das „Kommando Spezialkräfte Marine“. Die „Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen der Bundeswehr, Maritime Technologie und Forschung (WTD 71)“ ist eine zivile Dienststelle der Bundeswehr und beschäftigt über 800 Mitarbeiter. Zu den größeren Industriebetrieben, die ausbilden, gehören der Ventilatorräder-Spezialist Punker mit 270 Beschäftigten und der Getränkehersteller Waldemar Behn mit 240 Angestellten.

Keine Azubis brauchen dagegen die Freibeuter, die einmal im Jahr das Ostseebad bevölkern: Bei den Piratentagen lassen martialisch kostümierte und „bewaffnete“ Laiendarsteller das wilde Piratendasein unter den Augen des Publikums lebendig werden. Neben dem Strand- und Rathausüberfall gehören Seeschlachten im Hafen, ein großes Piratenlager am Strand und das Abschlussfeuerwerk zu den Höhepunkten. Auch echte Rockstars lassen sich am Südstrand gerne sehen: Bei den Open-Air-Konzerten traten bereits Joe Cocker, Rod Stewart, die Fantastischen Vier, Ich & Ich, Dieter Bohlen mit seinen Casting-Sternchen und viele mehr auf. 2014 erlebten 7.500 Zuschauer die Stars der 70er- und 80er-Jahre direkt am Strand: Smokie, Boney M., Alphaville, The Sweet und die Weather Girls!

TEXT Joachim Welding
FOTOS Eckernförde Touristik