Baltic-Schule Lübeck: In Buntekuh machen sie MINT

Baltic-Schule Lübeck: In Buntekuh machen sie MINT

Klimaschützer, Mülldetektive und Experimentierfreude in preisgekrönter Baltic-Schule Lübeck

Das ging ja schon mal gut los: Die pfiffigen Schüler und Lehrer der Baltic-Schule traten beim Bundeswettbewerb „Klima & Co.“ an und setzten sich gegen 114 andere Schulen durch. So gewannen sie den dritten Platz und 20.000 Euro Preisgeld! Seitdem gehören Energiesparen und Klimaschutz fest zum Schulprogramm. Jeder lernt hier, wie man richtig heizt und Strom spart. Und warum es wichtig ist, Apfelbäume zu pflanzen.

Fachraum der Baltic SchuleNach dem umjubelten Triumpf beim Klima-Wettbewerb dauerte es auch gar nicht lange, bis die Grund- und Gemeinschaftsschule zu einer von vier MINT-Schulen in Schleswig-Holstein gekürt wurde. Hier weiß jedes Kind, was MINT bedeutet: Denn mit Mathe, Informatik, NaWi und Technik kennen sie sich aus in der Schule in Buntekuh – das ist der lustige Name für den Lübecker Stadtteil. Mittendrin liegt die schöne MINT-Schule, hier unterrichten 82 Lehrer 1.100 Schüler – vom Erstklässler bis zum Abiturienten.

Die 11. Klasse hatte einen Traum: Gemeinsam mit Bio- und MINT-Netzwerklehrerin Birgit Sprengel stellten sie die eigene Schule richtig auf den Kopf: „Wir wollten herausfinden, wo Heizenergie verschwendet wird und wieviel Strom man sparen kann“, erinnert sich Schüler Atakan Herdem (19). Dazu haben die Schüler in ihrer Freizeit gemeinsam mit Studenten aus Lübeck die Wärmeverluste untersucht – mit einer supermodernen Wärmebildkamera, die mit bunten Farben gnadenlos aufzeigt, wo viel zu viel wertvolle Wärme am Gebäude austritt.

„Um die Stromfresser ausfindig zu machen, sind wir nachts durch die Schule gestreift – das war richtig cool. Dabei haben wir auch gleich einen Kühlschrank gefunden, der zwar munter Strom verbrauchte, dabei aber gar nicht gebraucht wurde. Den haben wir als erstes ausgeschaltet und entsorgt“, erzählt der 18-jährige Berat Kaya. Auch die Lehrer kamen nicht ungeschoren davon: „Wir haben festgestellt, dass die Kaffeemaschine im Lehrerzimmer sogar in der Nacht eingeschaltet war. Mit einer Zeitschaltuhr haben wir das geändert.“

Lehrerin Britta Zink

Britta Zink

„Die tolle Chance haben wir genutzt: Das Preisgeld von 20.000 Euro aus dem Wettbewerb haben wir gleich in neue Projekte zum Klimaschutz eingesetzt“, erzählt Britta Zink, stellvertretende Schulleiterin und MINT-Netzwerklehrerin. Schüler dämmten gemeinsam mit Handwerkern die Heizungsrohre, die auch gleich die Heizungsanlage modernisiert haben. Ein „grünes Klassenzimmer“ auf einer ehemaligen Asphaltfläche entstand in Eigenarbeit.

Und dann kamen auch noch die Stadtwerke Lübeck ins Spiel: „Wir haben eine Klimapartnerschaft mit den Energie-Experten gestartet, um in Projekten mit den Schülern so viel Wärme und Strom wie möglich an unserer Schule einzusparen“, erzählt Britta Zink. „Das ist ein großer Beitrag für den Klimaschutz, den so wird eine Menge klimaschädliches Kohlendioxid eingespart.“ Schülerplakate fordern alle an der Schule auf: „Fenster auf – Heizung aus!“ oder auch „Letzter raus – Licht aus!“. Dann heißt es auch noch „Bye bye Standby!“ – eine Aufforderung, den roten Knopf immer auszuschalten, wenn Elektrogeräte nicht gebraucht werden.

Damit alle Klassen erfahren, wie sie in der Schule und auch zuhause Heizenergie und Strom sparen können, haben sich 40 Schüler zu Energiescouts weitergebildet. Damit dürfen sie alle Klassen besuchen, um die anderen Schüler über richtiges Energiespar-Verhalten zu informieren. Die ganze Schule engagiert sich außerdem beim Mülltrennen, und die beste Klasse heimste dabei sogar ein Preisgeld ein. Schüler-Mülldetektive sind regelmäßig im Stadtteil unterwegs, damit Buntekuh seinem Namen alle Ehre macht und lebenswert bleibt. Auf spannenden Fahrten und Exkursionen schauen die Baltic-Schüler über den eigenen Tellerrand – so auch als sie mit dem Schiff raus zum Offshore-Windpark bei Helgoland düsten, um sich die riesigen Windkrafträder aus der Nähe anzuschauen.

Längst hat die Baltic-Schule das Thema Klima fest in den Lehrplan verankert. Seit vielen Jahren gibt es Klimakurse im Wahlpflichtbereich. Der Kurs in der zehnten Klasse plante jetzt eine Pflanzaktion von Apfelbäumen mit Naturschutzexperten auf dem Schulgelände. Dabei erfuhren sie, dass Lübeck eine große Tradition als Obststadt hat. Und sie erlebten ganz neue Geschmacksrichtungen beim Apfel-Vernaschen. Aber was haben Äpfel überhaupt mit Klimaschutz zu tun? „Die klimaschädliche Kohlendioxid-Konzentration in der Luft wird gesenkt und Transportkosten gespart“, weiß Britta Zink. Und, na klar: „Unsere heimischen Äpfel sind nicht nur gesund – sie schmecken einfach besser!“

Baltic Schule Luebeck

Die Baltic-Schule in Lübeck

TEXT Joachim Welding
FOTOS Michael Ruff