Bad Malente

In Malente wurde Fußballgeschichte geschrieben: Getragen vom berühmten „Geist von Malente“ errang die deutsche Fußballnationalmannschaft 1974 und 1990 nach der Vorbereitung dort im Trainingslager beide WM. Doch nicht nur die Kicker werden hier fit: Im nördlichsten heilklimatischen Kurort Deutschlands erholen sich viele Patienten und Urlauber. Auch das Oberstübchen bekommt einiges zu tun, denn zwischen Kellersee und Dieksee sind eine ganze Reihe von Schulen, Akademien und Weiterbildungseinrichtungen zu Hause. 

Wo sich einst Beckenbauer, Breitner, Rummenigge und Co. auf die WM vorbereiteten, lockt heute der neue Uwe Seeler Fußball Park den Fußballnachwuchs aus ganz Deutschland an (siehe Bericht auf Seite ?). Damit nicht genug: Gleich nebenan ist das Sport- und Bildungszentrum des Landessportverbandes SchleswigHolstein zu Hause – mit Sporthalle, Tennisplätzen, Fitness-Studio und Schwimmbad. Es gehört wie auch der Fußballpark zu den ersten Adressen im deutschen Spitzensport. Die wald- und seenreiche Landschaft rund um Malente reizt ohnehin den Sportler im Menschen: Segeln, Paddeln, Radfahren und Nordic Walking auf einem der größten Parcours im Norden bringen hier eine Menge Spaß. Dabei spüren Aktive, wie hügelig es im angeblich so platten Norden zugeht. Nicht umsonst heißt die Landschaft ja Holsteinische Schweiz, und die liegt ganz verkehrsgünstig und bequem mit der Bahn erreichbar zwischen Kiel und Lübeck.

Maritimes Leben zwischen Dieksee und Kellerseesegeln-in-malente Kopie
Das „eine“ Malente gibt es übrigens gar nicht: Der Hauptort nennt sich Bad Malente-Gremsmühlen, aber auch neun Dörfer in der Umgebung namens Benz oder Timmdorf gehören zur Gemeinde dazu. Doch was wäre das alles ohne die beiden großen Seen, die Malente umrahmen? Mit Promenaden, Bootshäfen, Anlegestellen für Passagierschiffe und Freibadestellen prägen Dieksee und Kellersee im Sommer das maritime Leben. Ganz klar, dass hier auch irgendwo der Geist von Malente zu Hause sein muss!

Zu einem so lebendigen Ort passt es prima, dass viele mittelständische Unternehmen, Händler, Handwerker, Hotels und Kliniken mehrere Hundert Arbeits- und Ausbildungsplätze bieten. Allein im Werk des Traditionsunternehmens Kendrion Kuhnke arbeiten rund 500 Angestellte, die damit beschäftigt sind, supermoderne Elektronikteile für die Autoindustrie zu entwickeln und herzustellen. Auch Urlauber fühlen sich im Kurort pudelwohl: Malente zählt pro Jahr etwa 380.000 Übernachtungen.

Malente_Thomsen-Kate KopieStarke Wirtschaft mit Hotels, Kliniken und Co.
Profisportler schätzen auch die vier Reha-Kliniken, die zu den modernsten in Europa zählen. Denn sie genießen einen ausgezeichneten Ruf für die Trainingsvor- und Wettkampfnachbereitung. Natürlich erholen sich hier auch viele andere Patienten etwa nach Operationen oder bei chronischen Erkrankungen. Hier kümmern sich eine Menge Spezialisten um die Gesundheit ihrer „Schützlinge“: neben den Ärzten und Krankenpflegern auch Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Psychologen, Sozialpädagogen und andere. Auch Azubis, Wissbegierige und Menschen, die einen Beruf erlernen, können sich auf Malente freuen. Denn neben Grund- und Gemeinschaftsschulen ist eine ganze Reihe von Schulen hier zu Hause:

+  Bildungszentrum der Steuerverwaltung des Landes Schleswig-Holstein
+ Landesberufsschule für Buchhändler, Immobilienkaufleute, Kaufleute für Tourismus und Freizeit, Milchwirtschaftliche Laboranten 
+ Polizeischule Wilhelm Krützfeld
+ Sport- und Bildungszentrum des Landessportverbandes Schleswig-Holstein
+ Ausbildungsstätte des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes im Uwe Seeler Fußball Park

Natürlich gehört zum Lernen und Arbeiten auch ein Stück Lebensqualität. Den Charme des Ortes prägen zwei der ältesten Häuser: die Tews-Kate (älteste Räucherkate in Ostholstein, heute Heimatmuseum) und die Thomsen-Kate, ein historisches Reetdachhaus, in dem heute Ausstellungen gezeigt und Veranstaltungen angeboten werden. Auch der Kurpark kann entzücken, ebenso das Wildgehege und das Naturerlebniszentrum „Wunderwelt Wasser“. Unterdessen können diejenigen, die den 30 Meter hohen Holzbergturm erklommen haben, die Fernsicht über die Holsteinische Schweiz genießen – und ganz nebenbei versuchen, den Geist von Malente zu erhaschen.

KURIOSES AUS MALENTE

Teamgeist der Nationalelf
Nicht nur Fußballfans wissen Bescheid, wenn vom „Geist von Malente“ die Rede ist. Dieser berühmte Spruch ist zurückzuführen auf die deutsche Nationalmannschaft, die 1974 unter ihrem Trainer Helmut Schön den WM-Titel holte. Die Elf zog sich zuvor zurück in die Sportschule nach Malente und entwickelte hier einen enormen Teamgeist – jenen Geist von Malente, der dazu führte, dass sie den zweiten Weltmeistertitel gewannen. Von da an galten Mannschaften, die hier trainiert hatten, als unbesiegbar. Bis 1994 kamen die Kicker alle zwei Jahre – unter ihnen Größen wie Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Günter Netzer oder Gerd Müller – an diesen magischen Ort, um sich auf Meisterschaften vorzubereiten. Es war zu der Zeit bereits ein Riesenereignis, wenn die „Stars“ in den Kneipp-Kurort einzogen. Viele Fans standen an den Zäunen des Fußballfelds, um beim Training ihrer „Helden“ zuzusehen. Heute ist der nach Uwe Seeler benannte Fußballpark eine Trainings- und Ausbildungsstätte, unter anderem für Jugendauswahlmannschaften. Dabei werden talentierte Nachwuchsfußballer trainiert und gefördert sowie Trainer qualifiziert – umgeben vom Geist von Malente.

Nostalgie-Feeling auf dem Immenhof
Ein typisch holsteinisches Gut, das in Wirklichkeit Gut Rothensande heißt, haben sich damals die Filmemacher als Kulisse für die berühmten Immenhof-Filme ausgesucht. Mitten in der Holsteinischen Schweiz vor den Toren Malente_Gut_Immenhof (3) Kopievon Malente liegt das Anwesen, das von 1955 bis 57 zum Drehort der beliebten drei Filme wurde: Sie hießen „Die Mädels vom Immenhof“, „Hochzeit auf Immenhof“ und „Ferien auf Immenhof“, wobei die bekannte Schauspielerin Heidi Brühl damals die Hauptrolle spielte. Das stattliche Herrenhaus des Gutshofs, die historischen Kornspeicher und Stallungen haben diesen Ort zu einer Sehenswürdigkeit gemacht. Für Fans und Interessierte werden Führungen und Filmtouren angeboten, die die Schauplätze zeigen, an denen gedreht wurde. Darüber hinaus können in der Ausstellung des Immenhof-Museums, das sich in der Innenstadt von Bad Malente befindet, weitere Fotos, Plakate und Requisiten zu den Filmen besichtigt werden. www.immenhofmuseum.de

Eine Eiche als Kontaktbörse
Wer auf Partnersuche ist und gerne in der Natur wandert, sollte unbedingt einen Abstecher zu dem berühmtesten Baum der Holsteinischen Schweiz machen, der Bräutigamseiche im Dodauer Forst. Täglich schreiben Dutzende Menschen Liebesbriefe an Unbekannte, die der Briefträger hier in vier Metern Höhe hinterlegt. Es ist wohl der ausgefallenste „Postkasten“, der existiert und der etwas westlich von Eutin am Wanderweg E 16 liegt. Eine Leiter führt zum Astloch, aus dem man die „Liebesbriefe“ herausnehmen und bei Gefallen zurückschreiben kann. Angeblich soll es auf diese Weise schon zu Eheschließungen gekommen sein. Die Geschichte erzählt, dass wahrscheinlich eine Försterstochter aus Dodau die Erste war, die Botschaften für ihren Bräutigam, den der Vater ablehnte, in dem Baum versteckte. Mit Erfolg: Am 2. Juni 1891 feierte das Liebespaar unter der mächtigen Eiche Hochzeit.

Adresse: Bräutigamseiche Dodauer Forst, 23701 Eutin

TEXT Joachim Welding
FOTOS Michael Ruff, www.bad-malente.de